KI als „Everything Engine”: Learnings von Amy Webb auf der SXSW
von Pauline Herrle, 03. April 2024
Die weltberühmte Futurologin, Hochschullehrerin und Gründerin des Future Today Institute in New York, Amy Webb, präsentierte beim Tech- und Kulturfestival SXSW in Austin, Texas, ihren Tech Trends Report 2024. Darin beschreibt sie auf 979 Seiten in 659 Trends, wie Technologie unsere Zukunft verändern wird. Die wichtigsten Erkenntnisse ihrer Keynote haben wir hier zusammengefasst.
„Die derzeit wichtigste und einflussreichste Technologie, die Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend verändern kann, ist künstliche Intelligenz”, startete Amy Webb ihren Vortrag. Denn: Der Einfluss von KI auf die Gesellschaft sei vergleichbar mit dem plötzlichen Aufkommen der Dampfmaschine und des Internets. Begleitet werde diese Entwicklung von zwei weiteren Technologiebereichen: Dem vernetzten Ökosystem der Dinge und der Biotechnologie. Diese drei Technologen sollen laut Webb einen neuen „Technology Super Cycle“ einleiten, der sich auf jeden Aspekt des Lebens auswirken wird. Und wir seien es, die „Gen T“ – die Generation Transformation, die diesen massiven Wandel in der Gesellschaft und in der Wirtschaft angehen müssen.
„Fear, Uncertainty and Doubt” bremsen den Wandel
Doch dieser bevorstehende Gesellschaftswandel geht derzeit mit einem großen Problem einher: „FUD“ (Fear, Uncertainty und Doubt) – zu Deutsch: Angst, Unsicherheit und Zweifel. Besonders die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik seien davon betroffen. Für neue Technologien zeigt sich derzeit die Tendenz zu kurzen Planungszyklen, um die Innovationsgeschwindigkeit zu gewährleisten. Eine Tendenz, die eher zu unbrauchbaren, unwichtigen Entwicklungen führt. Um die Kontrolle über die Entwicklung der KI zu behalten, sei es notwendig, langfristig und strategisch zu planen, so die Zukunftsforscherin.
Künstliche Intelligenz sei die Grundlage für den „Technology Super Cycle“ zwischen KI, dem vernetzten Ökosystem der Dinge und der Biotechnologie. Webb bezeichnet die KI deshalb auch als „Everything Engine“. Bei der Programmierung von KI würden aktuell vor allem „Large Language Models“ (LLMs) genutzt werden. Damit habe man aber in Bezug auf Bias und Rechenschaftspflicht über die Jahre nur wenig Fortschritte gemacht – entgegen den großen Versprechungen der KI-Unternehmen. Innovationsgeschwindigkeit sei für Unternehmen derzeit noch lukrativer als ethische Überlegungen, so Amy Webb im SXSW-Panel.
Neue Entwicklungsstufe mit „Large Action Models”
Für Webb und ihr Forschungsteam liegt die Zukunft der KI jenseits der Sprache. Nach den LLMs sollen „Large Action Models“ die nächste Entwicklungsstufe sein. Basisierend auf umfangreichen Daten von Sensoren, Wearables und anderen vernetzten Geräten werden diese Modelle künftig in der Lage sein, unsere menschlichen Handlungen sehr genau vorherzusagen – weit über Sprache hinaus. Webb erwartet eine regelrechte Explosion bei der Entwicklung und Vermarktung von KI-Geräten. Deren Hauptaufgabe wird es sein, alle möglichen Daten für das Training der Modelle zu sammeln.
Um als Unternehmen auf diese rasanten Veränderungen und Trends reagieren zu können, gab Webb am Ende ihres Vortrags eine Empfehlung: Die Schaffung eines „Value Network” – also eines Wertschöpfungsnetzwerks. Der Nutzen bestünde darin, durch vernetzte Beziehungen innerhalb des Unternehmens Wertschöpfung zu erfahren und dabei Probleme und neue Herausforderungen zu erkennen, bevor sie entstehen.
