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Birte Hackenjos über New Work: „Das Eckbüro brauchen wir morgen nicht mehr“

Die Arbeitswelt der Zukunft ist für Birte Hackenjos, CEO der Haufe Group, ein Herzensthema. Insbesondere drei Fragen sind für sie in Hinblick auf New Work von essenzieller Bedeutung: Wo werden wir künftig arbeiten? Wie werden wir arbeiten? Und was braucht es eigentlich übergreifend, damit wir in Zukunft Arbeitswelten gestalten können?

1. Wo werden wir arbeiten?

Wenn wir eines in den letzten Monaten gelernt haben, dann ist das, dass wir von Zuhause aus arbeiten können. Die Produktivität geht, Kommunikation findet über Video oder per Telefon statt, es funktioniert, irgendwie. Die Frage ist nur: Wird das ewig funktionieren? 

„Nein, wird es nicht“, ist Birte Hackenjos‘ persönliche Einschätzung. „Wir brauchen wieder persönliche Begegnungen, die zufälligen Begegnungen im Büro. Wir brauchen die Begegnungen auf dem Gang und in der Kaffeeküche, um in Kreativität zu kommen und um die kleine Idee am Rande auch wirklich groß blühen zu lassen.“ Sie ist der Meinung, dass es künftig das Büro genauso brauchen wird, wie es das früher auch gegeben hat. Nur eben ergänzt um das Homeoffice.

Persönliche, zufällige Begegnungen stehen in Zukunft ganz vorne.

Birte Hackenjos

Was sich ändern muss, sind Gestaltung und Fläche von Büros. Auch hierzu hat sich Birte Hackenjos schon einige Gedanken gemacht: „Wir brauchen mehr Kaffeeküchen und breitere Flure. Wir brauchen mehr Rasenflächen vor dem Büro, um uns zu treffen, mehr Fahrradständer, wo wir uns morgens zufällig begegnen.“ Schlichtweg Orte, die es möglich machen, gemeinsam an Ideen zu arbeiten – und zwar auch zufällig und unbewusst. 

2. Wie werden wir arbeiten? Beziehungsweise werden wir in Zukunft noch Karriere machen?

„Karriere ist ein Wort, das eng verknüpft ist mit Führung, mit Leadership und mit Hierarchie“, beschreibt Birte Hackenjos. Ihrer Meinung nach seien diese Worte in manchen Unternehmen mittlerweile geradezu verpönt. Grund dafür sei, dass immer der Eindruck im Raum stehe, damit seien alte Strukturen und alte Unternehmenskulturen verbunden. Führung und Hierarchie also im Sinne von Eckbüro, Teppich-Etage und drei Sekretärinnen, bevor man überhaupt mal zum Chef durchkommt. 

Für Birte Hackenjos keine zeitgemäßes Modell: „Das Eckbüro brauchen wir morgen nicht mehr. Und die Teppich-Etage erst recht nicht.“ Dennoch ist sie der festen Überzeugung, „dass Führung und Hierarchie in Unternehmen absolut die Bedeutung haben, die es braucht, um ein Unternehmen erfolgreich zu machen.“ Warum? Weil Führung und Hierarchie immer verbunden sind mit Verantwortung. Leute, die ein großes Unternehmen führen, tragen immer auch die Verantwortung, dass dieses Unternehmen gut geführt wird – und zwar bezogen auf alle Stufen einer Hierarchie und einer Führungsposition. 

Das Eckbüro brauchen wir morgen nicht mehr.

Birte Hackenjos

Die Expertin ist davon überzeugt, dass Führung künftig anders ausgestaltet sein muss: „Wir werden weniger Einzelsport brauchen, sondern mehr Team. Wir werden weniger Ansage brauchen, sondern mehr Dialog. Und wir bauchen deutlich weniger Symbolik und viel mehr Inhalt in der Führung.“ 

3. Was braucht es eigentlich übergreifend, damit wir in Zukunft Arbeitswelten gestalten können?

Digitalisierung, Transformationen, Karriere: Wer fühlt sich angesichts dessen komplett für das gerüstet, was in den nächsten fünf bis zehn Jahren im Unternehmen auf einen zukommt? Wohl die wenigsten, meint Birte Hackenjos. Das zeige die große Relevanz, die das Lernen in der neuen Arbeitswelt hat. Ein Lernen, das für jeden einzelnen genauso wie für die Unternehmen als solche gilt.

Den Ausgangspunkt für Lernen – insbesondere im Unternehmen – sieht die Haufe-Geschäftsführerin in der Frage: Habe ich den Mut, mir einzugestehen, dass ich lernen muss? Dabei gilt: Je höher man in der Hierarchie aufsteigt, desto größer wird der Mut, den man braucht, um zu sagen: „Ja, ich musste lernen und das kann vielleicht sogar öffentlich sichtbar sein.“ 

Wir lernen voneinander im Unternehmen. Wir bringen uns gegenseitig etwas bei.

Birte Hackenjos

Lernen kann vieles bedeuten. Um sich Fakten oder einem bestimmten Thema anzunähern, sei es zum Beispiel hilfreich, auf Seminare zu gehen und sich dort weiterzubilden. Aber das sei nicht der einzige Weg: „Wir lernen voneinander im Unternehmen. Wir bringen uns gegenseitig was bei. Wir hören auf jüngere oder auf ältere Kolleginnen und Kollegen. Ich persönlich lerne enorm viel von neuen Kollegen, die zu uns ins Unternehmen kommen und die ich fragen kann: Was fällt dir bei uns auf? Was kann ich von dir lernen?“

Doch nicht nur Lernen ist ein wichtiger Baustein, sondern auch Lehren. „Das heißt, man wird vom Lernenden zum Lehrer oder zur Lehrerin. Und in dem Moment werden wir im Unternehmen deutlich weiterkommen.“ Denn: Statt „Wissen ist Macht“ gilt für Birte Hackenjos „Geteiltes Wissen ist noch mehr Macht“. Ihr Appell lautet deshalb: Teilt euer Wissen und gebt dem Unternehmen in der Zukunft noch mehr Macht!

Die komplette Keynote von Birte Hackenjos zu New Work zum Nachschauen:

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