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Hallo Internet, schön, dass ich dir an die Wäsche darf!

Von Antonia Schlosser

Antonia Schlosser, die Stipendiatin des MedienNetzwerk Bayern, berichtet im Bootcamptagebuch vom ersten Wochenendmoduls des ifp-Coding Bootcamps 2018.

Coden war bis vor ein paar Jahren für mich völlig uninteressant. Wer sitzt schon gerne tagelang in einem abgedunkelten Raum und starrt auf einen Screen? Heute, in einem Leben, in dem dieses Internet aus dem Redaktionsalltag nicht mehr wegzudenken ist, bin ich anderer Meinung. Deshalb starre ich freiwillig, über ein halbes Jahr hinweg, immer wieder in einem dunklen Raum auf meinen Laptop-Screen. Denn ich bin Teilnehmerin des Coding-Bootcamps der katholischen Journalistenschule ifp – und das ist mein Tagebuch der ersten Tage:

Tag 1: Talk nerdy to me!

Wie erwartet: Der Projektraum der Journalistenschule ist abgedunkelt. Isolde Fugunt, die Studienleiterin des ifp, begrüßt alle Teilnehmer einzeln und stattet ein paar Vergessliche mit LAN Adaptern aus. Nach der Vorstellungsrunde wird mir schnell klar: Meine zehn Mitstreiter aus ganz Deutschland und ich haben vor allem eines gemeinsam: kaum Ahnung von Codes und Algorithmen. Aber das soll sich ja jetzt ändern! Michael Haas, freier Journalist und unser Dozent der ersten Einheit, legt direkt los mit HTML und einem Überblick über die „Basic“-Befehle. Viel gequatscht wird nicht, denn learning by doing ist ja bekanntlich am effektivsten. Wir starten deshalb mit dem ersten Coding-Versuch und üben, HTML-Codes zu schreiben. Gleich zu Beginn gibt uns Michael den ersten wichtigen Tipp:

  1. Lege dir beim Coden mit der Einrücktaste eine einheitliche Ebenenstruktur fest und halte diese ein. Nur so behältst du den Überblick!

Nach ein wenig „Herumgekrebse“ und Spicken bei meiner Sitznachbarin Imke, die extra aus Kiel für das Coding-Bootcamp nach München angereist ist, steht meine erste Homepage. Wenn ich ehrlich bin, sieht sie so aus, als hätte sie ein Erstklässler mit seinem Fuß zusammengeschraubt. Aber ich bin stolz wie Bolle und denke mir: Hey, so schwer ist das ja gar nicht!

Denkste! Jetzt wird es erst richtig nerdy, denn wir starten nach einer kurzen Pause mit der Kommandozeile. Im Programm hat dieser Teil die Überschrift „Coden wie im Film“. Klingt cool und am Anfang finde ich es noch witzig, was man mit diesem unscheinbaren Textfenster alles machen kann. Wir lernen, wie man Textdateien und Ordner erstellt, sie wieder löscht und darüber Software installiert. Doch mein Kopf spürt das straffe Tempo und ich bin gottfroh, als wir um 18 Uhr zum Abendessen und direkt danach an die Isar zum Feierabendbier wuseln. Tag eins des Coding-Bootcamps ist geschafft!

Tag 2: So schwer ist das doch gar nicht.

Ich habe die Kommandozeile schon wieder fast vergessen. Michael nicht, und wir steigen da ein, wo wir am Tag davor aufgehört haben. Ich lerne das Programm „Homebrew“ kennen, das nicht nur immer wieder bunte Bier-Emojis in die sonst farblose Kommandozeile schreibt, sondern mir auch dabei hilft, Git zu installieren. Oder zumindest helfen sollte. Denn hier gibt uns Michael die zweite wichtige Coding-Weisheit mit auf den Weg:

  1. Wenn du es schaffst, alle Programme, die du fürs Coden brauchst, zu installieren, dann ist das schon die halbe Miete.

Von allen Ecken schallt es: „Michaeeel, kannst du mal?!“ und ich bin ein wenig erleichtert, dass es den anderen ähnlich ergeht. Als endlich bei jedem das Programm läuft, das uns beim Verwalten und Abgleichen unserer Übungen helfen soll, geht es los mit der ersten CSS-Übung. Ich bin überzeugt: Das wird super! Denn mit dieser Sprache soll unser HTML-Code gelayoutet werden! Und Sachen schön machen, macht ja immer Spaß. Nach anfänglichen Verständnisproblemen, wie man jetzt genau einen CSS-Code einem HTML-Code zuordnet, läuft die Sache. Mein letztes Learning für heute: Ich hätte nie gedacht, dass mich ein pinker Hintergrund mit gelber Schrift so fröhlich machen kann. Zum Abschluss von Tag 2 gibt uns Michael noch eine weitere CSS-Übung, in der wir eine einfache Website nachbauen sollen. Mal sehen, wie das morgen, am letzten Tag, wohl läuft …

Tag 3: Wenn du glaubst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo Google her!

Schon beim Frühstück wird mir klar: Ich bin geistiger Matsch. Ich kann mir unmöglich vorstellen, dass mein völlig überladener Kopf noch irgendetwas aufnehmen kann. Aber es ist Endspurt angesagt! Es geht weiter mit der CSS-Übung vom Vorabend. Michael saust von Laptop zu Laptop und beantwortet geduldig Fragen. „Wieso geht das nicht?“ und „Was war der Befehl noch mal?“ Schneller als erwartet, bekomme ich es doch noch hin, meine zweite Homepage zu gestalten. Und ich lerne die dritte wichtige Lektion der ersten Camp-Einheit:

  1. Jedes Problem, das du hast, hatte auch schon ein anderer. Wenn du nicht mehr weiter weißt, google dein Problem! 

HTML, Kommandozeile und CSS sind geschafft. Feierabend haben wir aber noch lange nicht, denn eine Website muss auch unbedingt auf einem Smartphone gut aussehen. Also lernen wir, wie man eine Homepage responsiv gestaltet. Dafür legen wir sogenannte „Media Queries“ für verschiedene Ausgabemedien (also z.B. Smartphones, Tablets, etc.) fest. Einfacher gesagt: Wir sagen dem Programm, wie breit, mit welchen Abständen, mit welcher Schrift usw. es unsere Website auf anderen Endgeräten anzeigen soll. Und überraschenderweise verstehe ich auch das. Als ich nach dem Mittagessen dann auch noch so halbwegs bei SQL, der Programmiersprache für Datenbanken, mitkomme, bin ich richtig glückselig. Um 15 Uhr ist der Coding-Spuk auch schon wieder vorbei. Nach einer kleinen Feedbackrunde bekommen wir eine Hausaufgabe und werden aus dem abgedunkelten Projektraum wieder in die codefreie Realität entlassen. Mein Gefühl ist gut, denn trotz vieler Häh-Erlebnisse, gab es dank des wortgewandten und geduldigen Michael umso mehr Aha-Momente. Ich glaube, so ein großes Hexenwerk ist dieser ganze Coding-Kram echt nicht. Und zur Not gibt es ja Google.

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Tag 4 bis heute: OMG – so einfach ist das gar nicht!

Seit der ersten Bootcamp-Einheit sind mittlerweile einige Tage vergangen.  Der Sommer ist gerade eh viel zu schön, um sich im Zimmer einzusperren und zu coden. Doch als ich mich endlich hinsetze und mit unserer „Hausaufgabe“ beginnen möchte, lerne ich die vierte und wohl wichtigste Lektion des Coding-Bootcamps:

  1. Suche dir umgehend ein Projekt und bleib dran! Programmieren lernt man durch’s Machen!

Na gut, dann krame ich eben meine Seminarunterlagen raus und hoffe, dass mich beim Lesen meiner Notizen die Coding-Muse küsst und mir den Weg zurück auf die andere Seite einer Homepage zeigt. Da war´s nämlich gar nicht mal so schlecht.

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