„Ich fände es megageil, da rauszumarschieren und coden zu können“
Von Katrin Reichwald
2018 geht das Coding Bootcamp der Katholischen Journalistenschule ifp in Runde zwei. Und auch das MedienNetzwerk Bayern ist wieder mit an Bord: Unsere diesjährige Stipendiatin Antonia Schlosser arbeitet als freie Journalistin unter anderem für PULS, das junge Programm des Bayerischen Rundfunks. Im Interview erzählt sie uns, warum coden für sie zum Journalismus gehört, was sie sich vom Coding-Bootcamp erhofft und warum sie auch gern mal auf die Nase fällt.
Antonia, warum möchtest du als Journalistin coden lernen?
Antonia Schlosser: Ich fand coden und programmieren schon interessant, bevor ich mich dazu entschieden habe, Journalistin zu werden. Als Werkstudentin habe ich in einem E-Commerce Unternehmen gearbeitet. Dort war das Kerngeschäft, Websites und Online-Shops zu erstellen. Ich fand das toll und habe viel Spaß daran gehabt. Zwar war ich eher für den redaktionellen Teil zuständig, musste aber natürlich in den Content Management Systemen arbeiten. Da guckt man immer wieder den Programmierern über die Schultern, lässt sich etwas erklären und ist stolz, wenn man einfache Codes selbst umsetzen kann.
Wann hast du dich dafür entschieden, freie Journalistin zu werden?
Antonia: Als Jugendliche wollte ich unbedingt als Journalistin arbeiten und habe deshalb angefangen, in Bamberg Kommunikationswissenschaften zu studieren. Mir war nicht klar, dass nur wenige aus diesem Studiengang in den Journalismus gehen. Viele studieren eher Teilbereiche wie Jura, Medizin oder Sportwissenschaft, um dann auch in dem Bereich zu schreiben.
Während meines Studiums habe ich dann den Fokus auf den Journalismus verloren. Die Dozenten sagten Dinge wie „Hart verdientes Brot“ oder „schaut mal, ob ihr nicht eher in Richtung PR gehen wollt“. Am Ende meines Studiums wusste ich nicht so genau, was ich machen wollte. Über eine Bekannte bin ich darauf aufmerksam geworden, dass das ifp ein Volontariat anbietet – und habe mich beworben.
Freie Journalistin wollte ich gar nicht unbedingt werden. Ich komme aus einem Beamten-Haushalt und da fährt man ja eher die Schiene: Alles ist geregelt. So ein Sicherheitsbedürfnis hatte ich schon auch. Was ich auf jeden Fall wusste, war, dass ich zu einem öffentlich-rechtlichen Sender gehen möchte. Man hat dort die Möglichkeit, zwischen Redaktionen und Themen hin und her zu wechseln. Ich arbeite zum Beispiel größtenteils für PULS, habe aber auch die Möglichkeit, hin und wieder Beiträge für das Rucksackradio zu machen, weil ich gerne in die Berge gehe.
PULS hat mich als Redaktion immer gereizt: Innovativ, nicht so kommerziell, experimentierfreudig und sehr digital. Zunächst hat meine Beschäftigung da nur sechs Tage im Monat umfasst, die restliche Zeit musste ich gucken, wie ich zurechtkomme als freie Autorin. Das war am Anfang nicht so leicht: Hab‘ ich genug Kohle, um in München zu überleben? Finde ich überhaupt eine Wohnung? Bekomme ich genug Aufträge? Jetzt bin ich total froh, dass ich den Schritt gewagt habe. Am liebsten arbeite ich in der konzeptionellen digitalen Ecke: Wie lassen sich technische Innovationen gut für journalistische Inhalte einsetzen?
Was erwartest du dir vom Coding Bootcamp?
Antonia: Natürlich fände ich es megageil, da rauszumarschieren und coden zu können. Das ist aber unrealistisch. Ich erhoffe mir, dass ich die Grundlagen verstehe, dass ich anfange dieses Universum zu begreifen. Und ich hoffe, dass ich dadurch auch einfach Lust bekomme, selbstständig weiterzuarbeiten – einen Alexa Skill machen oder sowas zum Beispiel.
Was schätzt du an deinem Münchner Leben?
Antonia: Ich schätze vor allem mein Netzwerk, das ich mir über die Jahre aufgebaut habe. Gerade als Freie ist es ein großer Vorteil, Leute zu kennen und auf sie zuzugehen. Wenn ich zum Beispiel morgen aufwache und sage, ich will jetzt als Content Beauftragte in einer 360° Firma arbeiten, wüsste ich, wen ich anrufen muss. Das ist sehr viel wert.
Audio, Bewegtbild, Online – du hast alles ausprobiert. Was machst du am liebsten?
Antonia: Definitiv das Digitale. Ich bin ein Mensch, der gerne etwas aufbaut. In der digitalen Ecke bewegt sich immer etwas. Man muss jedes Mal neu reagieren, sich anders aufstellen, neue Ideen haben und umsetzen, weil alles so schnelllebig ist. Was den Usern heute gefällt, kann in einem halben Jahr total out sein. Diese Herausforderung gefällt mir sehr. Vor allem, die alten Wege der Berichterstattung neu zu erfinden, damit auch der Rezipient von übermorgen sie gerne konsumiert. Natürlich ist gerade das ein Bereich, in dem man viel ausprobieren muss und auch mal auf die Nase fällt.
Hast du ein Herzblut-Projekt?
Antonia: Puh, gar nicht so einfach. Den WhatsApp Newsletter, den ich momentan bei PULS betreue, mag ich zum Beispiel richtig gerne, weil ich ihn selbst konzeptioniert und aufgebaut habe. Bei diesem Projekt hab ich mal wieder gemerkt, wie sehr ich mich in meine Arbeit reinhängen kann.