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Netzwerkwissen Sportrechte

Das Sportjahr 2024: Boom für Fans und Sender

von Manon Harenberg, 8. Januar 2025

Volle Stadien, jubelnde Fans, Rekordquoten: Das Sportjahr 2024 war ein Spektakel, das Millionen begeisterte. Von der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland bis zu den Olympischen Spielen in Paris haben sich große Ereignisse aneinandergereiht und für unvergessliche Momente gesorgt. Auch die Sender und Streamingdienste kamen auf ihre Kosten: Beeindruckende Reichweiten und satte Werbeeinnahmen machten das Jahr für sie zu einem vollen Erfolg. Daneben knackte die Deutsche Fußball Liga beim Verkauf der Bundesliga-Rechte erstmals die Milliardenmarke bei den Einnahmen. Alles in allem stellt sich die Frage: Welche Kanäle brauchen Fans noch, um dabei zu sein?

Livesport hat sich längst zu einem Herzstück der Bewegtbildlandschaft entwickelt. Egal, ob im klassischen Fernsehen oder auf digitalen Plattformen – Sportevents fesseln die Zuschauer:innen und sorgen für hohe Reichweiten und garantierte Umsätze. Doch mit dem Boom wachsen auch die Herausforderungen: Immer mehr Interessenten für das hohe Gut Sport treiben die Preise für Übertragungsrechte in die Höhe und die Angebote werden zunehmend fragmentiert. Für Fans bedeutet das vor allem eines: mehr Plattformen, mehr Abos, mehr Kosten. In diesem Netzwerkwissen werfen wir einen genauen Blick auf die Rechteverteilung, die Veränderungen durch die neue Bundesliga-Vergabe und die Folgen für Fans und Medienbranche.

Bundesliga-Rechte: Rekorde und Verluste

Ein Paradebeispiel für diesen Wandel ist die neue Rechtevergabe der Fußball-Bundesliga. Erstmals knackt die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Milliardenmarke – 1,121 Milliarden Euro jährlich werden ab der Saison 2025/26 allein durch nationale Medienerlöse eingenommen. Während die Kassen der Liga klingeln, fragen sich viele Fans: Wie viel Sport können – und wollen – wir uns noch leisten?

Jährliche Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehübertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga in Deutschland von 2000/2001 bis 2024/2025 | Quelle: Statista

Die neue Rechtevergabe der Bundesliga für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich der Markt für Sportübertragungen wandelt. Hier die zentralen Veränderungen:

  • Sky verliert die Samstagskonferenz
    Ein echter Einschnitt: Nach 25 Jahren gibt Sky die Übertragungsrechte für die Samstagskonferenz ab. Stattdessen zeigt der Pay-TV-Anbieter nur noch Einzelspiele, darunter das Topspiel am Samstagabend. Für Sky ist das ein herber Verlust, denn die Konferenz war eines der Aushängeschilder des Angebots.
  • DAZN auf dem Vormarsch
    Der Streamingdienst übernimmt die Samstagskonferenz und stärkt seine Position im Markt. Fans müssen allerdings ein weiteres Abo abschließen, um alle Spiele zu sehen – und das sorgt für Diskussionen.
  • Sportschau bleibt ein Klassiker
    Ein Lichtblick für Free-TV-Zuschauer:innen: Die ARD konnte sich die Rechte für die Samstags-Highlights sichern und bleibt mit der Sportschau im Vorabendprogramm eine feste Größe im deutschen Fußball.

Live-Sport bleibt bei Fans gefragt, jedoch nicht um jeden Preis

Für Fans wird die Welt der Sportübertragungen zunehmend komplexer. Um alle Spiele ihrer Lieblingsmannschaften zu verfolgen, müssen Fans switchen oder sogar mehrere Abos abschließen. Anbieter wie Sky, DAZN und die ARD teilen sich die Übertragungsrechte. Das führt nicht nur zu höheren Kosten, sondern erschwert auch die Nutzung. Beliebte Formate wie die Samstagskonferenz bei Sky entfallen, sodass Fans ihre Sehgewohnheiten anpassen müssen.

Die aktuelle Media Consumer Survey 2024 unterstreicht die Bedeutung von Live-Sport für deutsche Zuschauer:innen: 40 Prozent der Befragten bezeichnen sich als große Fußballfans, die möglichst alle Spiele live verfolgen möchten. Zudem sind sechs von zehn bereit, für Live-Sport-Abonnements zu zahlen – zu ihnen zählen insbesondere die unter 45-Jährigen. Allerdings gibt es eine Schmerzgrenze beim Preis: Weniger als 15 Prozent der Befragten wären bereit, mehr als 30 Euro monatlich für mehrere Abos auszugeben.

Zahlungsbereitschaft für Live-Sport | Quelle: Media Consumer Survey 2024

Diese Zahlen verdeutlichen das Dilemma der Anbieter: Live-Sport bleibt ein Publikumsmagnet, der Millionen vor die Bildschirme lockt. Aber die hohen Kosten für Übertragungsrechte erfordern kluge Strategien. Wie können diese Investitionen sinnvoll refinanziert werden, ohne die Akzeptanz bei den Fans zu gefährden? Modelle  à la Sky, die Bezahlinhalte mit Sponsoring verbinden, könnten der Schlüssel sein. Dennoch: Weiter steigende Preise und eine immer noch komplexere Angebotsstruktur könnten den Spaß am Fußball schnell trüben – und das wäre für alle Beteiligten ein Eigentor.

Die meistgesehenen Show-Reihen 2024 beim Gesamtpublikum |
Quelle: eigene Darstellung nach DWLD: TV-Hits 2024
Mehr als 25 Mio. Zuschauer:innen im Schnitt für Deutschland-Spiele bei der Fußball-EM 2024 |
Quelle: eigene Darstellung ARD MEDIA TV Forschung

Die entscheidende Frage bleibt: Wie weit können Kosten und Komplexität steigen, bevor die Belastungsgrenze der Fans erreicht ist? Mehr Abonnements, höhere Preise und fragmentierte Angebote stellen viele Zuschauer:innen vor große Herausforderungen. Für die DFL und die Vereine sind die Rekordeinnahmen aus den Rechtevergaben zwar ein großer wirtschaftlicher Erfolg, doch der Zugang zu den Spielen darf nicht zu einer Hürde werden. Eine mögliche Folge wäre, dass sich Fans dem Sport weniger verbunden fühlen – eine Entwicklung, die es zu vermeiden gilt, da die Zuschauer:innen die Grundlage des Erfolgs im Sport bilden.

Wer zeigt was? Der deutsche Sportrechtemarkt im Überblick:

Der deutsche Sportrechtemarkt ist vielfältig und hart umkämpft. Verschiedene Anbieter teilen sich die Übertragungsrechte für unterschiedliche Sportarten und Wettbewerbe. Hier eine Übersicht, wer was überträgt:

  • Fußball-Bundesliga (ab der Saison 2025/2026):
    • Sky Deutschland: Überträgt die Einzelspiele am Freitagabend und Samstag um 15:30 Uhr sowie das Topspiel am Samstag um 18:30 Uhr.
    • DAZN: Sendet die Samstagskonferenz sowie die Spiele am Sonntag.
    • ARD („Sportschau“): Zeigt samstags die Zusammenfassungen der Spiele im Free-TV und sicherte die Ausstrahlung der „Sportschau“ bis 2029.
  • UEFA Champions League:
    • Amazon Prime Video: Überträgt exklusiv das Topspiel am Dienstag.
    • DAZN: Hat die Mehrheit der übrigen Spiele im Programm.
  • Formel 1:
    • Sky Deutschland: Hält weiterhin alle Übertragungsrechte für die Rennen.
  • Handball-Europameisterschaften:
    • ARD/ZDF und Eurosport: Teilen sich die Übertragungsrechte für die Spiele der deutschen Nationalmannschaft und ausgewählte Top-Partien.
  • Olympische Spiele 2026 (Winter) und 2028 (Sommer):
    • ARD/ZDF: Bieten Live-Berichterstattung im Free-TV.
    • Eurosport: Zusätzliche Übertragungen und Hintergrundberichte.

Bedeutung für die Medienbranche: Bayern im Fokus

Bayern spielt eine zentrale Rolle im deutschen Mediensektor. Sky Deutschland mit Hauptsitz in Unterföhring steht vor der Aufgabe, sein Angebot neu zu profilieren und Abonnent:innen durch exklusive Inhalte und personalisierte Erlebnisse zu binden. Während Sky den Verlust der Samstagskonferenz kompensieren muss, setzt DAZN für den DACH-Raum von Ismaning aus gezielt auf Streaming-Fans und erweitert sein Angebot. Sport1, ebenfalls in München ansässig, könnte sich als regionaler Innovator etablieren, indem es lokale Sportformate und digitale Konzepte entwickelt. Der FC Bayern München bleibt als einer der erfolgreichsten Fußballvereine weltweit nicht nur ein sportliches Aushängeschild, sondern auch ein wirtschaftlicher Treiber, der die Attraktivität der Bundesliga-Medienrechte entscheidend prägt.

Das Sportjahr 2024 zeigt: Live-Sport bleibt ein unverzichtbarer Magnet für Zuschauer:innen und ein zentraler Wirtschaftsfaktor der Medienbranche. Doch wie weit dürfen Kosten und Komplexität steigen, bevor Fans abspringen? Die Zukunft der Branche liegt in innovativen Modellen, die Wirtschaftlichkeit und Zugänglichkeit in Einklang bringen – für Anbieter und Fans gleichermaßen.

Quellen & nützliche Links:

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