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Druck und Design 2021: Transformation durch Mindshift

Von Lisa Pandtle

Wohin entwickelt sich Print? Durchdachte Printprodukte können nicht nur erfolgreiche Werbeträger sein, sondern auch ein entscheidendes Standbein in nachhaltiger Kommunikation – das Gebot der Stunde auf der Druck und Design Konferenz 2021 in München. Wie man neben nachhaltig produzierten Prints auch seine Kund:innen nachhaltig beeindrucken kann, war die große Frage der Konferenz, die mit unserer Unterstützung vom Grafikmagazin und dem Verband Druck und Medien Bayern veranstaltet wurde.

Unsere schnelllebige Medienwelt wird zunehmend geprägt durch unterschiedliche digitale Features – durch Sprachassistenten, digitale Welten wie das Metaverse oder Produkte wie NFTs. Am Ende sind es jedoch immer die Einstellung und das Handeln der Menschen, die die Mediennutzung verändern. In seiner Keynote „Beyond the Hype – Transformation durch Mindshift“ ging Magnus Gebauer, Vernetzer und Trendexperte beim MedienNetzwerk Bayern, daher auf die Innovationstreiber und vier wesentliche Trends ein, in denen sich der mentale Wandel der Nutzer:innen manifestiert. 

Corona hat unsere Gesellschaft verändert. Nicht nur extreme Phänomene wie Verschwörungstheorien und Corona-Leugnertum haben das Gemeinschaftsgefüge geschwächt. Das Wir-Gefühl sei abhanden gekommen, so Magnus Gebauer: „Statt 70 Prozent (zu Beginn der Pandemie 2020) glaubt heute nur noch knapp die Hälfte davon, dass die Krise uns als Gesellschaft zusammenschweißt.“

Zudem steige die Spaltung zwischen arm und reich. Der Anteil dauerhaft von Armut bedrohter Menschen wird größer und die Pandemie drohe die finanzielle Situation benachteiligter Gruppen noch zu verschärfen. Lockdown und Isolation haben den Fokus außerdem auf die eigenen vier Wände und die Familie gelenkt. Am deutlichsten werde der Wandel derzeit aber am Digital-Shift der Gesellschaft sichtbar: „Laut Expert:innen wurde mit Corona kein Bereich so stark vorangetrieben wie die Digitalisierung – innerhalb eines Jahres ist passiert, was normalerweise in zehn Jahren passieren würde“, erklärte Magnus Gebauer in seiner Keynote.

Drei wesentliche Innovationstreiber gibt es hierfür:

Veränderungen entstehen nie allein durch Technologien. Es ist immer ein Zusammenspiel aus neuen Technologien, neuen Geschäftsmodellen und vor allem Erwartungen und Einstellungen der Menschen.

Magnus Gebauer

Die Keynote zeigt: Vier große Trendthemen haben sich hinsichtlich der neuen Wertvorstellungen innerhalb der Gesellschaft herauskristallisiert.

  1. Revivalism: Die Zuwendung hin zum Authentischen und Bewährten wächst, es herrscht eine Art Rückbesinnungskultur – auch bei den Jüngeren. Überwältigt von Technologien und der Vielzahl an digitalen Angeboten suchen die Menschen nach simpleren Erlebnissen, die ein Gefühl von Nostalgie vermitteln. Printtitel mit Heritage erleben ihr Revival. Die Magazine Max und Esquire beispielsweise kommen zurück und bedienen so die veränderten Bedürfnisse der Zielgruppe – was Dominik Schütte, Chefredakteur der deutschen Esquire, in einem Interview mit XPLR: MEDIA in Bavaria so passend beschrieb: „Das Printheft ist wie die Vinylplatte – es bietet einfach ein anderes Erlebnis als ein Tablet oder ein Smartphone.“
  2. Ecoism: Das Umdenken hin zu einer bewussten und grünen Konsumeinstellung schreitet voran. Aus Worten werden nun Taten: Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Gemeinwohlorientierung stehen im Unternehmensfokus und werden aktiv angepackt. Printtitel wie das Klimagazin entstehen – eine Nachhaltigkeitspublikation des Burda-Verlags zu den wichtigsten Schwerpunktthemen im Bereich Klima- und Umweltschutz.
  3. SHEconomy: Ein Female Shift findet auf unterschiedlichsten Ebenen statt: Die ProQuote-Forderung wird stärker – die Zahl der weiblichen Führungskräfte in redaktionellen Bereichen wird stetig angeprangert. Stories werden neu erzählt, Medienunternehmen entstehen und Formate werden anders ausgerichtet. 2020 gründeten fünf junge Frauen in München den &Töchter-Verlag. Ihr Ziel ist es unter anderem, die Arbeit von Frauen sichtbarer zu machen. Das österreichische Magazin SHEconomy, ein Wirtschaftsmagazin, präsentiert außerdem Unternehmertum und Karriere aus weiblicher Sicht.
  4. Fake’n’Trust: Die Pandemie trug stark zum Vertrauensverlust in die Medienlandschaft und zur Angst vor Falschinformationen bei. Für Printprodukte gibt es im Vergleich zu Online-Medien jedoch einen klaren Vertrauensvorsprung. Klassische Strukturen in Print-Häusern, die Haptik der Magazine und die Vertrautheit mit dem Medium spielen hierbei eine wichtige Rolle. 

Dass Print noch lange nicht tot ist und ebenso innovative Ansätze bietet wie andere Medien, zeigte die Druck und Design eindrücklich. Wie Gmund-Papier-Chef Florian Kohler in seiner Keynote, einem Plädoyer für Print, zusammenfasste: „Papier muss einfach kreislauffähig sein. Mit 75 Prozent Recyclingquote ist es das umweltfreundlichste Massenprodukt der Welt.“

Mehr Infos und Impressionen der Konferenz gibt es hier.

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