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Unsere Fragen an Elena Straßl von &Töchter

Elena Straßl: „Wer nur in seinem stillen Kämmerchen sitzt, kann nichts Innovatives machen“

von Lisa Pandtle

Elena Straßl ist Co-Gründerin des nachhaltigen &Toechter Verlags. Unter anderem ist sie für dessen unkonventionelle Eventreihe „rauschen&Töchter“ verantwortlich. Wieso Community und Vernetzung für sie eine wichtige Rolle spielen, hat die Buchwissenschaftlerin in unserer neuen Content-Reihe verraten. Mit „Unsere Fragen an …“ stellen wir Menschen und Projekte vor, die das Thema Vernetzung auf innovative Art vorantreiben.

Elena, was steckt hinter &Töchter? Was ist das Besondere an eurem Verlag?

Elena Straßl: &Töchter ist ein sehr junger Verlag. Wir, fünf Frauen, haben ihn vor knapp drei Jahren aus der Uni heraus gegründet. Unser Ziel war es, in der Buchbranche mitzumischen, ohne auf Praktika oder Volontariate angewiesen zu sein, von denen wir bereits einige absolviert hatten. Der Ausbildungsweg in der Buchbranche ist sehr langwierig. &Töchter verlegt spannende Sachbücher zu gesellschaftlich relevanten Themen mit hohem Wert für unsere Generation. Wir holen Themen in den öffentlichen Diskurs, die oft untergehen: Antirassismus, Nachhaltigkeit, Feminismus, Diversität und viele mehr. Es sind Themen, die uns selbst am Herzen liegen. Wir drucken auch tatsächlich nachhaltig. Ganz nach unserem Motto: „Wir produzieren unsere Bücher so nachhaltig, wie du es dir wünschst.“

rauschen&Töchter heißt eure Veranstaltungsreihe. Was ist das Konzept dahinter?

Elena: rauschen&Töchter haben wir gestartet, bevor wir den Verlag gegründet haben. Die Idee dahinter: Lesungen an ungewöhnlichen Orten. Wir sprechen mit unseren Events nicht nur das klassische Lesungspublikum an, sondern lassen mehr Leute über den Tellerrand schauen – Menschen, die keine Leseratten sind, und vor allem die jüngere Generation. Unsere Lesungen finden zum Beispiel im Boxstudio oder im Gemüseladen statt.

Unsere Lesungen finden zum Beispiel im Boxstudio oder im Gemüseladen statt.

Elena Straßl

Mit rauschen&Töchter bieten wir Mehrwert durch Literatur, aber auch eine Bühne für viele junge Menschen. Wir stellen beispielsweise Musik-Acts, Snacks, Getränke und geben ein Motto vor wie „wagemutig“ oder „beherzt“. Dann wählen wir aus den Einsendungen aus, was zu uns passt, damit ein buntes Potpourri herauskommt. Nach und nach haben wir diese Idee verbunden mit der anschließenden Lesung einer unserer Verlags-Autorinnen – für die zusätzliche Buchkauf-Signiersituation.

Eignet sich dieser spezielle Rahmen besonders gut fürs Vernetzen?

Elena: Grundsätzlich war unser Gedanke hinter den Events, Leute hinzuzuholen, die nicht ausschließlich aus der Buchbranche kommen. Wir haben jedoch festgestellt, dass es natürlich Literaturinteressierte sind, die unsere Lesungen besuchen. So haben wir viele Lesende für nächste Projekte kennengelernt. Außerdem können wir solche Abende immer nutzen, um Presse und Buchhandel einzuladen. Der Rahmen eignet sich also super für Networking.

Im Juni habt ihr ein Community Event veranstaltet. Worum ging es?

Elena: Das Community Event haben wir vor allem in eigener Sache organisiert. Es gibt kein Abo-Modell oder Ähnliches für Mitglieder. Wir haben bemerkt, dass wir uns immer viele Themen überlegen und Ideen haben, aber nie so richtig mit unserer Zielgruppe darüber sprechen. Daher das Community Event – frei nach dem Motto: Lasst uns über Themen sprechen, die euch interessieren und bewegen. Zum Beispiel darüber, wie groß das Interesse an Nachhaltigkeit überhaupt ist und wie sehr wir das im Marketing in den Fokus nehmen sollten.

Community und Vernetzung spielen für euch also eine wichtige Rolle? 

Elena: Ja, auf jeden Fall. Wir fahren dieses Jahr auch wieder auf die Frankfurter Buchmesse. Als junges Unternehmen muss man vor Ort sein, um in diese große Buchfamilie reinzukommen. Man muss mit Leuten sprechen, auch bei Abendevents dabei sein und sich gegenseitig kennenlernen. Wir fahren nicht hauptsächlich auf die Messe, um Bücher zu verkaufen. Wobei es natürlich schön ist, auch einmal die Leser:innen direkt zu treffen, ohne dass der Handel dazwischen steht. Wir nehmen teil, um innerhalb der Branche die Fühler auszustrecken und um viele spannende Frauen zu treffen – so wie letztes Jahr.

Wie erreicht ihr eure Zielgruppe digital?

Elena: Als Verlag bilden Handel und Leser:innen unsere Zielgruppen. Die Leser:innen direkt können wir eigentlich nur über Social Media ansprechen. Dort treten wir sehr persönlich auf – wir vermarkten uns als Menschen hinter der Brand. Das kommt einerseits gut an, weil es sehr nahbar macht. Andererseits zeigen wir so – bei unseren meist politischen Themen – dass wir wirklich hinter den Inhalten stehen. Wir sind ja in einer recht feministischen Bubble unterwegs.

Du bist für die Events von &Töchter zuständig. Welche Relevanz hat das Thema Netzwerken für dich persönlich?

Elena: Kommunikation macht mir wahnsinnig Spaß und ich bin sehr gerne unter Leuten. Ich habe gemerkt, dass mir meine Arbeit bei &Töchter am meisten Spaß bereitet, wenn ich spannenden Input von anderen Menschen bekomme. Das motiviert für die Weiterarbeit. Wer nur in seinem stillen Kämmerchen sitzt, kann nichts Innovatives machen und diesen Anspruch haben wir.

Wer nur in seinem stillen Kämmerchen sitzt, kann nichts Innovatives machen und diesen Anspruch haben wir.

Elena Straßl

Drei Tipps von Elena für gutes Networking:

  1. Beim Networking sollte man Spaß haben. Das funktioniert nur, wenn es um eine Firma oder ein Projekt geht, das man liebt. Je mehr Spaß es macht, desto sympathischer wirkt man und desto leichter fällt es.
  2. Netzwerken ist viel einfacher, wenn man nicht allein zu Events geht und sich gegenseitig den Rücken stärkt. So gerne ich mit Leuten spreche, so sehr brauche ich manchmal den Input meiner Kolleg:innen, wenn es um bestimmte Themen geht, mit denen sie sich besser auskennen als ich.
  3. Das Beste aus beiden Welten verbinden: Einerseits kann man Networking Events an Orten organisieren, wo man selbst die Zügel in der Hand hält und sich wohler fühlt. Andererseits sind neue Eindrücke an ungewöhnlichen, anderen Orten wichtig, um etwas zu Lernen.

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