Fünf Jahre Erfolg – die News-WG holt Jugendliche auf Instagram ab

Von Sarah Balzarek und Katrin Reichwald, 20.03.2023

Vier Wochen lang stellen die Chiemgauer Medienwochen aktuelle medienpädagogische Fragestellungen in den Fokus und laden ein zum Informieren, Experimentieren und Hinterfragen. Bei der Eröffnung erklärte Helene Reiner von der News-WG des BR auf Einladung des MedienNetzwerk Bayern, wie sich Politik auf Social Media verständlich und kurzweilig darstellen lässt.

Instagram, TikTok, Twitch – einen guten Teil ihrer Freizeit verbringen Jugendliche in den sozialen Medien. Die konsumierten Inhalte geben Orientierung, können, je nach Absender, jedoch auch schädliche Auswirkungen haben. Umso wichtiger ist es,  dass die junge Zielgruppe von seriösen medialen Absendern auf der Plattform ihrer Wahl erreicht wird; mit maßgeschneiderten Inhalten, plattformgerecht aufbereitet.

Politische Inhalte, unterhaltsam vermittelt

Genau das macht seit einigen Jahren erfolgreich die News-WG des Bayerischen Rundfunks (BR). Junge Journalist:innen zeigen sich dort nahbar und teilen gesellschaftlich und politisch relevante Themen authentisch und auf Augenhöhe mit ihren Followern.

Bei der Eröffnung der Chiemgauer Medienwochen 2023 gab Helene Reiner, kreativer Kopf hinter dem News-Format, Einblicke in das, was sie in ihrer bisherigen Zeit in der News-WG gelernt hat. Die Idee sei aus einer grundsätzlichen Fragestellung während ihres Volontariats beim BR entstanden: Warum gibt es auf Instagram eigentlich nichts zwischen Stockfotos mit Text für Nachrichteninhalte und Inhalten von Influencern?  Wie genau könnte eine Aufbereitung seriöser politischer und gesellschaftlich relevanter Inhalte aussehen, die junge Menschen informieren, gleichzeitig aber auch abholen und unterhalten?

Politik und harte Inhalte auf Instagram? Das funktioniert nicht! So klang laut Helene Reiner die Rückmeldung von Digitalexpert:innen auf ihre Idee eines Nachrichtenkanals auf der Plattform. Doch der Bayerische Rundfunk zeigte sich experimentierfreudig und so startete 2018 das neue Format News-WG; mit jungen Hosts, die aus einer Wohngemeinschaft heraus fast täglich über aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft berichten. 

Neben der Nahbarkeit durch das WG-Konzept setzt die News-WG vor allem auf eine große Bandbreite an visuellen Angeboten: Bildergalerien, Infotafeln, Videos, Stories und Reels. Hinter dem Kanal für die Politik auf der Couch stecken viel Arbeit, Planung, und ein großes Team, in dem unter anderem ausgebildete Journalist:innen und Community Manager:innen arbeiten.

Mittlerweile ist die News-WG bereits mehrfach ausgezeichnet. Woran dieser Erfolg liegt und was sie in den letzten fünf Jahren gelernt hat, verrät Helene Reiner bei den Chiemgauer Medienwochen: 

Fünf Learnings aus fünf Jahren News-WG

1. Journalismus auf Social Media ist gewünscht und funktioniert: Es ist wichtig dass es dort journalistische Angebote gibt, wo Jugendliche zuhause sind – also auf Social-Media-Plattformen. Sonst haben Medien immer weniger die Möglichkeit, die junge Zielgruppe zu erreichen.
2. Das Handwerk bleibt gleich, die Verpackung ändert sich: Die eigentliche journalistische Arbeit und das notwendige Handwerkszeug funktioniert ähnlich wie in klassischen Redaktionen. Einzig die Aufbereitung unterscheidet sich.
3. Communitypflege ist Arbeit, die sich lohnt: Das Format News-WG verdankt seinen Erfolg unter anderem dem intensiven Community-Management. Es gibt aktive Moderation in den Kommentaren und feste Zuständigkeiten für die Community Pflege. Die Investition von Zeit und Geld lohnt sich: So werden die Nutzer:innen motiviert, mitzudiskutieren. 
4. Never trust the algorithm: Man muss sich mit dem Algorithmus auseinandersetzen, darf sich aber nicht auf ihn verlassen. Die Inhalte sollte man an der Zielgruppe ausrichten, nicht daran, was beim Algorithmus gut ankommt.
5. Ausprobieren: Social Media ist eine Spielwiese, die man mutig nutzen darf. Bei der News-WG werden neue Ideen nicht direkt verworfen, sondern erst einmal ausprobiert.

Über die Chiemgauer Medienwochen

Die Chiemgauer Medienwochen werden vom Landkreis Traunstein zusammen mit Q3. Quartier für Medien.Bildung.Abenteuer, der Stadt Traunstein und weiteren Partnerinstitutionen veranstaltet. 2023 finden sie vom 14.03. bis zum 16.04. statt. Das Programm beschäftigt sich mit der Mediennutzung im Alltag und der fortschrei­tenden Digitalisierung.

Die Veranstaltungen richten sich an Eltern, Lehrkräfte und Beschäftigte im Kita-Bereich, aber auch haupt- und ehrenamtliche Akteure der Jugendarbeit. Sie unterstützen die medienpädagogische Arbeit im Landkreis. Prävention und aktive Medienarbeit – also das Ausprobieren, Gestalten und die Auseinandersetzung mit technischen Möglichkeiten – stehen im Fokus, um Medienkompetenz zu fördern und Chancen zu nutzen.

Das MedienNetzwerk Bayern unterstützt die Chiemgauer Medienwochen.