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IAA Mobility 2021: Warum Medienunternehmen so wichtig für die Automobilbranche sind

Von Jim Sengl und Lukas Schöne

Die Automobilbranche befindet sich im vielleicht größten Transformationsprozess ihrer Geschichte. Innovative Medienformate, die auf das Auto zugeschnitten sind, beschäftigen aktuell sowohl Medienschaffende als auch Autohersteller. Erstmals war das MedienNetzwerk Bayern mit einem Stand bei der IAA Mobility vertreten. Gemeinsam mit XPLR: MEDIA in Bavaria präsentiert das MedienNetzwerk Audio-Innovationen aus Bayern für das Fahrzeug und brachte die Audio- und die Automobilbranche miteinander ins Gespräch.

Die IAA ist noch immer eine Messe der Automobilhersteller. Fahrzeugtechnik und -teile dominieren nach wie vor die Stände weltbekannter Automobilkonzerne und Zulieferer. Aber zwischen die Hersteller haben sich neben Technologiekonzernen wie IBM mittlerweile auch Vertreter:innen der Unterhaltungsindustrie gemischt. Als Botschafter:innen der bayerischen Medienbranche haben auch wir uns in die Liste der Aussteller eingereiht, um die Kooperation zwischen Medien- und Automobilbranche voranzutreiben. Unser Fokus: innovative (Audio-)Inhalte für Fahrzeuge.

Doch welche Rolle spielen Medienunternehmen aktuell eigentlich in der Automobilindustrie? Und warum sollte die Automobilbranche Medien unbedingt auf dem Schirm haben? So viel steht fest: Die Art des Contents und die nutzerfreundliche Bedienbarkeit von Medieninhalten im Auto wird die Markenidentität der Automobilkonzerne maßgeblich mitbestimmen und den Vorteil gegenüber Wettbewerbern ausmachen.

Unsere wichtigsten Erkenntnisse von der IAA haben wir zusammengefasst:

1. Connected Cars Kill The Radio Star?

In-car-Entertainment-Systeme haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Die Zeiten, in denen der Radioknopf im Auto das wichtigste Bedienelement war, sind längst vorbei. Connected Cars bieten den Nutzer:innen eine Vielzahl an Möglichkeiten, auf Musik, Audio Books oder Streaming-Dienste zuzugreifen. Und noch mehr als das: Auch das Entertainment selbst ist nur ein Teil von dem, was in der Mittelkonsole passiert. Sie ist inzwischen digitaler Alleskönner und Fernbedienung in einem. Eine entscheidende Frage – vor allem für die Radiobranche – ist und bleibt, wie die Auffindbarkeit von eigenen Inhalten im Auto gewährleistet bleiben kann. Denn nach wie vor ist die Drive Time die wichtigste Nutzungssituation für Radiosender. 

2. Aktuell beherrschen Google und Apple den Markt

Dienste wie Android Auto (Google) oder CarPlay (Apple) haben sich bereits deutlich positioniert und wollen mediale Inhalte, wie Nutzer:innen sie von ihrem Smartphone kennen, auch im Auto zur Verfügung stellen. Wären Automobilkonzerne bisher in der Lage gewesen, vergleichbare Ökosysteme für digitale Inhalte im Auto aufzubauen, hätten sich wahrscheinlich nur sehr wenige auf solche Kooperationen eingelassen. Denn Google, Apple und Co. behalten die Kontrolle über ihre Plattformen, mit deren Hilfe die Inhalte in das Auto kommen. Eine Konstellation, die für Automobilhersteller nicht ideal ist, und direkt zur nächsten Erkenntnis führt:

3. Kampf der (Unternehmens-)Kulturen 

Anstatt mit großen Technologiekonzernen wie Apple, Google oder auch Amazon zusammenzuarbeiten und sich am Ende den Gewinn zu teilen, gibt es für Automobilkonzerne eindeutig attraktivere Szenarien. In der direkten Zusammenarbeit mit Content-Anbietern beispielsweise hätten Hersteller die Möglichkeit, exklusive Inhalte in ihre eigene Markenwelt zu integrieren und gleichzeitig die Kontrolle über den Zugang in das Auto zu behalten. Wie in vielen Transformationsprozessen großer Industrien scheitert es aber auch hier an der Unternehmenskultur und dem Selbstverständnis. Automobilhersteller bauen nun mal Autos und keine News Shows, Serien oder Games.

4. Im Content-Bereich gibt es enormes Potenzial

Angebote wie Apple Music im elektrisch-betriebenen Porsche Taycan haben zumindest im Content-Bereich das wahre Potenzial des Automobilmarktes noch gar nicht in Angriff genommen. Hier wurde lediglich ein mediales Angebot übertragen, das es bereits außerhalb von Autos gibt. Doch was passiert, wenn Inhalte gezielt für die Nutzungssituation im Auto erstellt werden? Zeitbudgets, technische Möglichkeiten der Fahrzeuge oder die Beifahr-Situation sind nur einige der Felder, die ein enormes Potenzial für Medieninhalte im Auto bieten.

Natürlich sind für die Entwickler:innen von (Audio-)Inhalten noch viele Fragen offen, wenn es um das Konzipieren spezieller Anwendungen für die Nutzungssituation im Auto geht: Wie viel Konzentration erfordert der Inhalt von den Fahrenden? Ab wann lenkt beispielsweise ein interaktives Rätsel ab und wie muss es gestaltet sein, damit das nicht passiert? Wie gestaltet man Sprachbefehle möglichst intuitiv? Welche Rolle spielen die natürlichen Umgebungsgeräusche dabei und was bedeuten sie für Audioinhalte? 

Best Cases für die Medienzukunft im Automobil

An unserem Stand konnten die Besucher:innen der IAA Mobility entdecken, an welchen innovativen Audio-Formaten bayerische Medienunternehmen bereits jetzt arbeiten: 3D-Audio, Alexa-Skills oder Content Management Systeme für Radiosender. Mit unserem MediendemonstratorVR, eine Virtual-Reality-Anwendung und Testumfeld für Medieninhalte in Fahrzeugen, hatten sie außerdem die Möglichkeit, das interaktive Hörspielrätsel Drive Crime zu testen. Drive Crime wurde speziell für den Use Case im Auto entwickelt. Das Hörspiel bezieht den Fahrenden mit in die Geschichte rund um Familie Wittgenstein ein und nutzt die Möglichkeiten der Interaktion über Sprachsteuerung, die in vielen Fahrzeugmodellen vorhanden ist.

What’s next?

Die Automobilbranche ist im Wandel und das ist mittel- bis langfristig eine gute Nachricht für Medienunternehmen. Denn Medieninhalte spielen eine zunehmend wichtige Rolle im Automobil. Zuerst müssen Autohersteller aber einen kulturellen Wandel bewältigen, um den wachsenden und neuen Anforderungen an das Auto und vor allem an die Nutzungssituation im Auto gerecht zu werden. In diesen Prozess sollte die Medienbranche frühzeitig einsteigen, um Allianzen mit Herstellern zu schließen, die für die Zukunftsfähigkeit beider Branchen von großer Bedeutung sind. 

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