„Ein gutes Netzwerk ist für jeden Menschen zentral – und für jede Branche.”
Von Giulia Neumeyer, 7. Oktober 2025
LinkedIn hat sich in den vergangenen Jahren zur zentralen Plattform für berufliches Netzwerken entwickelt – auch und gerade in der Medien- und Kommunikationsbranche. Sichtbarkeit, Reichweite und Personal Branding sind dort keine Schlagworte mehr, sondern echte Erfolgsfaktoren. Als Psychologin, Forscherin und Unternehmerin hat Ines Imdahl viel mit dem Inneren von Menschen zu tun. Mit der psychologischen Brille auf der Nase beschäftigt sie sich auf LinkedIn mit Themen rund um Gendergerechtigkeit, Generationen und Nachhaltigkeit. Nach einem Strike auf der Plattform kehrte sie zurück und steht weiterhin für eine Frau mit klarer Haltung und starker Persönlichkeit. Über ihren Weg zu Personal Branding auf LinkedIn, ihre persönlichen Erfahrungen und welche Formate sich auf der Plattform wirklich bewähren, erzählt sie im Interview.
LinkedIn als Karriere-Booster
Du bist Psychologin, Forscherin und Unternehmerin – was hat dich damals motiviert, LinkedIn für dich zu entdecken und dort aktiv zu werden?
Kurz: Corona. Auf einmal wurden viele Aufträge on hold gestellt, statt Geld in anderes Marketing, habe ich Zeit in LinkedIn investiert. Zum ersten Mal habe ich mich entschieden, mich mal richtig um meinen Account zu kümmern, der zuvor eher vor sich hingedümpelt ist. Mit einer Expertin zusammen, habe ich mich erstmal fit für mehr LinkedIn gemacht.
Die Entscheidung für LinkedIn als Social-Media Schwerpunkt war bewusst: X, damals noch Twitter, war mir zu politisch und schien mir vor allem nicht geeignet, längere Zusammenhänge darzustellen. Auf LinkedIn konnte ich psychologische Artikel schreiben – die Artikel werden leider nicht mehr gut ausgespielt – oder auch längere Posts.
Zusammenhang, Erklärungen, Psychologie, aber auch meine Herzensthemen wie Gendergerechtigkeit oder Nachhaltigkeit, statt nur Sensationslust und schöner Schein – das war und ist mir wichtig.
In den folgenden Jahren konnte ich ein gutes, konstruktives Netzwerk aufbauen. Daraus haben sich auch echte Freundschaften entwickelt, ich habe Menschen kennengelernt, die mir im realen Leben vermutlich nie begegnet wären. Das ist etwas anderes als Leads generieren – was im Übrigen nie mein Ziel war.
Du beschäftigst dich seit vielen Jahren mit Kommunikation. Warum gewinnt LinkedIn deiner Erfahrung nach gerade jetzt so stark an Bedeutung für Einzelpersonen, aber auch für Kommunikationsabteilungen?
LinkedIn ist aus meiner Sicht die Plattform für echte und gute Diskussionen und Austausch von Expertise. Zumindest gilt das in meinem Bereich, der psychologischen Marktforschung. Hier kann man am ehesten auf einen wertvollen Kommentar oder ein Aha-Moment freuen. Es zeigt sich, dass Menschen dort immer noch mehr als hübsche Bilder und – sorry – billige Kalendersprüche, wie auf vielen Plattformen üblich, suchen. Dass sie Geschichten und Zusammenhänge zu schätzen wissen und auch überwiegend in einem respektvollen Austausch stehen. Darauf sollten auch Kommunikationsabteilungen achten. LinkedIn-Posts sollten aus meiner Sicht nie reine Werbezwecke verfolgen, obwohl es eine Business-Plattform ist. Und: Finger weg von Posts, die rein KI erstellt sind, denn damit wird LinkedIn gerade geflutet. Weniger Tiefe und weniger Berührung, die man oft spüren kann.
Authentisch auftreten auf LinkedIn – aber wie?
Authentizität ist auf LinkedIn ein oft genutztes Schlagwort. Was bedeutet es für dich persönlich, authentisch aufzutreten und wo ziehst du für dich Grenzen?
Ein etwas überstrapaziertes Schlagwort nach meinem Dafürhalten. Gleichzeitig soll man ja auch immer überlegen, was die Zielgruppe will, wie der Algorithmus funktioniert und, und, und. Da fehlt dem Thema Authentizität paradoxerweise leicht das Echte. Ich selbst habe mich immer davon leiten lassen, was mich begeistert, welche Themen mich packen und berühren. Logischer- oder psychologischer Weise konnten dann meine Posts nicht wirklich ohne etwas Persönliches sein. Mein Weg war, ein psychologisches Thema aufzugreifen, Studien und Fakten zu liefern, die ich auch mit persönlichem in Verbindung gebracht habe. Auch private Erlebnisse habe ich in passendem mir sinnvoll erscheinenden Zusammenhang geteilt.
Ich zeige mich durchaus verletzlich und habe damit überwiegend sogar sehr positive Erfahrungen gemacht.
Netzwerken ist für die Medienbranche zentral. Gab es in deiner Karriere einen Moment, in dem strategisches Netzwerken entscheidend war?
Ein gutes Netzwerk ist für jeden Menschen zentral – und für jede Branche. Strategisch würde ich mein Vorgehen jedoch an dieser Stelle nicht bezeichnen. Ich vertraue darauf, dass mir im passenden Moment, die passenden Menschen einfallen und vernetze auch gern miteinander, wenn man mich fragt.
Netzwerken und Personal Branding: Der Tipp von Ines Imdahl
Viele zögern noch, aktiv auf LinkedIn einzusteigen. Welchen ersten Schritt würdest du jemandem empfehlen, der sein Personal Branding aufbauen möchte, ohne gleich in Selbstinszenierung zu verfallen?
Die erste Empfehlung: Sich erstmal lösen von dem Wort Personal Branding. Es geht ja nicht unbedingt direkt und auch später nicht immer um die Person als Marke. Und viele erleben das dann gleich als Performancedruck. Ich empfehle, Themen zu wählen, die einen selbst wirklich fesseln, zu denen man ansonsten im analogen Gespräch auch gern etwas sagt oder vielleicht gar nicht anders kann. Über Zielgruppen, Durchgängigkeit und Strategie würde ich mir erst danach Gedanken machen. Erstmal einsteigen, mit dem für das das man wirklich brennt. Diese persönliche Begeisterung spürt man eigentlich immer. Und das ist, was andere Menschen lesen und sehen wollen.
Mehr zu diesem Thema gibt es auch bei unserem Webinar Media Insights: Climbing Cringe Mountain – Personal Branding und Networking auf LinkedIn für Medienmenschen am 8. Oktober 2025 von 17:00 bis 18:00 Uhr.
Gemeinsam mit Ines Imdahl und Kommunikationsexpertin Christiane Wolff diskutieren wir Chancen, Risiken und Best Practices rund um authentisches Auftreten und erfolgreiches Netzwerken auf LinkedIn.
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