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„Es braucht eine klare Vision, einen Kulturwandel im Unternehmen“

Von Katrin Reichwald

Medien neu denken und innovative Ansätze für den Journalismus finden – Themen, die durch neue technologische Möglichkeiten und fortschreitende Digitalisierung getrieben werden. Beim Schweizer Radio und Fernsehen kümmert sich Konrad Weber um die Strategie der digitalen Angebote und weiß, dass diese einen langfristigen Blick erfordern und sowohl die Mediennutzung als auch die Organisationsentwicklung betreffen. Bei media.innovations spricht er in einer Keynote zum Thema „Innovation in der Medienbranche – wie die Kür zur Pflicht wird“. Das MedienNetzwerk Bayern hat ihm bereits jetzt ein paar Fragen gestellt.

Herr Weber, was sind die Themen, die Sie momentan beruflich am meisten umtreiben?

Weber: Zum einen steht in der Schweiz Anfang März eine wegweisende Abstimmung bevor: Das Schweizer Stimmvolk entscheidet darüber, ob hierzulande künftig für öffentlich-rechtliche Medienangebote noch Gebührengelder eingezogen werden sollen oder ob diese öffentliche Finanzierung abgeschafft wird.

Zum anderen machen wir uns aktuell viele Gedanken, wie wir ein öffentlich-rechtliches Medienangebot in das digitale Zeitalter heben können – sozusagen ein Update des Leistungsauftrages. Das wird natürlich in erster Linie auf politischer Ebene diskutiert, aber auch auf Strategieebene des Unternehmens oder in der täglichen Redaktionsarbeit beschäftigt uns dieses Thema enorm. Damit hängen Fragen zusammen, wie wir künftig Geschichten erzählen, wie wir die Organisation strukturieren und welche neuen Rollenbilder und Arbeitsfelder es für Journalistinnen und Journalisten künftig noch geben wird.

Neue Strukturen schaffen

In welchen aktuellen Entwicklungen sehen Sie das größte Potenzial für die Medienbranche?

Konrad Weber: Eine einzelne Technologie herauszugreifen würde der Komplexität der aktuellen Veränderungen wohl nicht gerecht. Ob Virtual Reality, künstliche Intelligenz oder Blockchain: Sämtliche dieser Technologien haben über kurz oder lang schwerwiegende Auswirkungen auf die Medienbranche.

Umso wichtiger ist es, dass sich Unternehmen mit diesen Technologien auseinandersetzen und entsprechende Strukturen schaffen, um darauf reagieren zu können. Schauen wir in Zukunft neue Technologien nicht nur als weiteren Distributionskanal an, sondern nutzen deren Möglichkeiten für einen interaktiven Journalismus, gelingt es uns vielleicht auch, journalistische Angebote für unser Publikum wieder relevanter und unverzichtbarer zu gestalten.

Wie könnten solche Angebote aussehen?

Weber: Was klar ist: Es gibt kein Patentrezept. Doch es gibt Möglichkeiten, Fehler, die bereits andere gemacht haben, zu vermeiden. Davon und einige konkrete Tipps werde ich in meiner Keynote am 7. März am BLM erwähnen.

Bis Anfang 2017 haben Sie das SRF-News Lab geleitet. Wie hat das Lab dem SRF geholfen, neue innovative Formate umzusetzen?

Weber: Wir haben unterschiedliche Projekte beim SRF News Lab betreut, einige rein mit interner Wirkung und andere mit größerem Impact auch auf konkrete Formate. So entwickelten wir vor zwei Jahren ein Bewegtbildformat, das News für die mobile Nutzung unterwegs anders erzählt. Außerdem haben wir einen mehrwöchigen Workshop mit Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste lanciert.

„Die Medienbranche hat ihre Hausaufgabe definitiv vernachlässigt“

„Innovation in der Medienbranche – Wie die Kür zur Pflicht wird“ lautet der Titel Ihrer Keynote bei media.innovations. War es nicht immer schon Aufgabe der Medienbranche, innovativ zu sein?

Weber: Natürlich ist das auch eine meiner Botschaften. Allerdings – und das können wir aktuell weltweit überall beobachten – hat die Medienbranche diese Hausaufgabe definitiv vernachlässigt. Das rächt sich nun: Zum einen verstehen unsere Leser und Nutzer nicht, weshalb man für qualitative Inhalte Geld bezahlen soll und zum anderen haben es viele Unternehmen noch immer nicht geschafft, ihre Strukturen der Digitalisierung anzupassen und sich aufgrund der ständigen Veränderung flexibler aufzustellen.

Was müssen Medienhäuser ändern, um diese Flexibiltät zu erreichen?

Weber: Es braucht zum einen eine klare Vision, einen Kulturwandel im Unternehmen, das nötige digitale Fachwissen, damit zusammenhängend die entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und insgesamt eine Offenheit gegenüber Veränderungen.

Genau die Kombination dieser komplexen Teilbereiche führt dazu, dass wir in der Medienbranche wie auch in anderen Wirtschaftsteilen in digitalen Themen noch nicht weiter sind.

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