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Medientrends 2025: Re:Search

Re:Search

Die Neuerfindung der Internetsuche


von Chris Schinke, 22. Januar 2025

Die Art und Weise, wie wir im Internet nach Informationen suchen, verändert sich gerade grundlegend. Künstliche Intelligenz (KI) treibt die Entwicklung neuer Suchmaschinen voran, die nicht nur die Suchprozesse optimieren, sondern auch das Nutzerverhalten neu definieren. Immer mehr Medienkonsument:innen greifen auf die No Click Search zurück, bei der KI-Systeme sofortige Antworten liefern und die Auswahl relevanter Websites und Links überflüssig machen. 

Diese Entwicklungen führen zu einem Rückgang des traditionellen Website-Traffics und zwingen Medienunternehmen, ihre Strategien zur Reichweitensteigerung und Monetarisierung – kurz: ihre Reichweitenmodelle – zu überdenken. Gleichzeitig festigen Social-Media-Plattformen ihre Rolle als zentrale Suchinstrumente, was Medienanbieter dazu zwingt, ihre Inhalte neu zu konzipieren, um in einer von KI-optimierten Suchlandschaft weiterhin relevant zu bleiben.

 

Die wachsende Bedeutung von Social Media als Suchplattform


Die Suchgewohnheiten verschieben sich schon seit Längerem – Stichwort: Social Search – zunehmend hin zu sozialen Medien. Besonders die Generation Z bevorzugt Plattformen wie TikTok und Instagram für Suchanfragen gegenüber traditionellen Suchmaschinen wie Google. Gründe für das „Suchen statt Googeln“ sind die wahrgenommene Authentizität und das Vertrauen in von Gleichaltrigen erstellte Inhalte sowie die ansprechenden, visuellen Contents, die diese Plattformen bieten.

Diese Verschiebung hat direkte Auswirkungen auf Google, das einen Rückgang bei Suchanfragen von jüngeren Nutzer:innen verzeichnet. Um diesem Trend entgegenzuwirken, investiert Google verstärkt in visuelle und KI-basierte Technologien. Prognosen zufolge werden die Werbeausgaben in sozialen Medien die der traditionellen Suchmaschinen übertreffen, was die zunehmende Bedeutung dieser Plattformen unterstreicht. Bereits 21 Prozent der 18-24-Jährigen starten ihre Websuche über TikTok, während fünf Prozent YouTube nutzen.

Re:Search: Globale Werbeausgaben Social Media, Search & Media
Re:Search: Globale Werbeausgaben Social Media, Search & Media | Quelle: eigene Darstellung nach WARC Media


 

KI-basierte Suchtechnologien als Konkurrenz zu traditionellen Suchmaschinen


Nun beeinflusst eine weitere technische Innovation unser Suchverhalten: KI-Tools wie ChatGPT bieten personalisierte und effiziente Suchergebnisse, die besser auf individuelle Nutzerbedürfnisse eingehen. Die intuitive Bedienung und interaktive Funktionen ermöglichen eine einfachere und schnellere Informationsbeschaffung. Anbieter wie OpenAI erhöhen den Wettbewerbsdruck auf etablierte Suchmaschinen durch innovative Lösungen, die insbesondere von jüngeren Generationen und Unternehmen bevorzugt werden.

Diese Entwicklungen führen zu einer Nutzerabwanderung von klassischen Suchmaschinen hin zu KI-basierten Lösungen, die eindeutige und fertig formulierte Antworten geben anstelle der Linkvorschläge, durch die sich Suchende erst einmal klicken müssen. 

 

Tiefgreifende Veränderungen bei Google


Google hat aber bereits 2024 bedeutende Neuerungen in seiner Suchmaschine eingeführt, um seine Rolle als Vorreiter zu festigen. Trotz anfänglicher Überholung durch OpenAI und Microsoft arbeitet Google daran, durch innovative KI-Technologien konkurrenzfähig zu bleiben. Sundar Pichai, CEO des Unternehmens, kündigte an, dass die Suchmaschine 2025 tiefgreifende Veränderungen erfahren wird, die es ermöglichen sollen, komplexere Fragen präziser zu beantworten.

Google hat mit einer umfassenden KI-Überarbeitung seiner Suche begonnen, die die Einführung von KI-Suchzusammenfassungen und ein Update für Google Lens umfasst, das die Videosuche stärkt. Das Unternehmen legt außerdem ein umfassendes Update für sein Gemini-Modell vor, um mit Microsoft, OpenAI und der KI-Suchmaschine Perplexity zu konkurrieren.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, plant Google die Einführung eines speziellen „KI-Modus“ in seiner Suchmaschine, der eine Schnittstelle ähnlich dem Gemini-AI-Chatbot bietet. Dieser Modus soll es ermöglichen, direkt auf KI-generierte Antworten zuzugreifen und wird neben den bestehenden Tabs wie „Alle“, „Bilder“ und „Videos“ verfügbar sein.

 

Kooperationen als Strategie für Medienhäuser


Für Medienhäuser bedeuten diese Veränderungen erhebliche Herausforderungen: Ihre Reichweitenmodelle, die stark auf Sichtbarkeit in klassischen Suchmaschinen wie Google basieren, werden in Frage gestellt. Der KI-Reifegrad-Report vom BDZV und Retresco zeigt, dass Publisher diese Entwicklungen durchaus als Bedrohung wahrnehmen. Panik ist jedoch nicht angesagt. In naher Zukunft wird Google seine Vormachtstellung wohl behalten. Dennoch ist es wichtig, bereits heute Strategien zu entwickeln, um mit diesen Veränderungen umzugehen.

Ein vielversprechender Ansatz sind Kooperationen mit KI-Suchmaschinen-Anbietern. Denn: Wenn Medienhäuser den KI-Betreibern ausgewählte Inhalte und strukturierte Datensätze zur Verfügung stellen, die in die Suchergebnisse eingebettet werden, kann die KI-Suchmaschine auf hochwertige Inhalte zugreifen. Vorteil für die Verlage: Die Sichtbarkeit ihrer Beiträge wird erhöht und sie erreichen potenzielle Nutzer:innen direkt mit relevanten Themen. 

So haben beispielsweise die Apotheken Umschau und die DPA ihre Partnerschaften mit der KI-Suchmaschine you.com bekanntgegeben. RTL und der Spiegel kooperieren mit Perplexity, das besonders für tiefgehende Recherchen geeignet ist und hohe Qualität sowie gute Quellensichtbarkeit bietet. Der Spiegel plant ein Update seiner Partnerschaft, um auf Perplexity sichtbarer zu werden und ausgewählte Inhalte zur Verfügung zu stellen, ohne dass die Daten für das Training des Sprachmodells verwendet werden. Zudem wird der Spiegel an den Werbeeinnahmen, die Perplexity mit seinen Inhalten generiert, beteiligt.

 

Zukunftsperspektiven: Relevanz statt Reichweite


Die Veränderungen in der Internetsuche erfordern von Medienhäusern eine Neuausrichtung hin zu Relevanz statt Reichweite. Dafür ist es entscheidend, proaktiv Strategien zu entwickeln, um in einer KI-dominierten Suchlandschaft erfolgreich zu bleiben. Kooperationen mit innovativen KI-Anbietern und die Anpassung der Inhalte an neue Suchumgebungen sind dabei essenzielle Schritte.

Unternehmen und Medienhäuser, die diese Entwicklung frühzeitig erkennen und entsprechend handeln, werden in der neuen Suchwelt bestehen und ihre Relevanz sichern können.


Quellen & nützliche Links:


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