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Die neue Normalität der Eventbranche – Experimentierfreude braucht Medienexpertise

von Katrin Reichwald

Die Eventbranche setzt nach den Erfahrungen während der Corona-Pandemie auf das Miteinander, sieht aber auch die Notwendigkeit, weiterhin digitale Impulse zu setzen.

Nach zwei Jahren Pandemie ist die Festivalbranche erprobt im Improvisieren: Livestreaming, Einsatz neuer Technologien und hybride Modelle haben geholfen, in Zeiten der Distanz Musiker:innen alternative Plattformen zu bieten und als Marken sichtbar zu bleiben. In unserem Panel bei den MEDIENTAGEN MÜNCHEN geben Thomas Jensen, Geschäftsführer des Wacken Festivals, Jeanne-Marie Varain, Geschäftsführerin der Moers Kultur GmbH und Andy Barsekow, BR Projektleiter PULS Open Air, mit Moderator und Metal-Influencer Alexander Prinz alias „Der Dunkle Parabelritter“ Einblicke in die Zukunft der Festivallandschaft und zeigen auf, welche Rolle die Medienbranche darin spielt.

v.l.n.r: Andy Barsekow, BR Projektleitung PULS Open Air, Leitung PULS Newcomer:innen-Förderung / PULS / Bayerischer Rundfunk, Jeanne-Marie Varain, Geschäftsführerin Moers Kultur und Alexander Prinz, Der Dunkle Parabelritter, Geschäftsführer Von Tiling und Askania Event. Digital zugeschaltet: Thomas Jensen, Geschäftsführer Wacken Festival

In einem sind sich die Expert:innen einig: Die digitalen Konzepte wie das Wacken World Wide, das geschätzte elf Millionen Zugriffe während seiner Laufzeit vom 29. Juli bis 1. August 2020 hatte, waren eine Alternative während der Pandemie und ein Zeichen an die Fans. Doch: „World Wide Wacken sollte nie das Livekonzert ersetzen und auch in der Zukunft wird das nicht passieren.“ Auch Varain und Barsekow bestätigen: Gerade die soziale Komponente, das Miteinander und die Interaktion von Musiker:innen und Zuschauer:innen kann ein digitales Konzept nicht ersetzen.

Trotzdem wird der neue Weg, den viele Veranstalter:innen nun eingeschlagen haben, nicht enden: „Die Eventbranche hat durch Corona einen Tritt in den Hintern bekommen, sich stärker mit Digitalisierung auseinanderzusetzen“, ist sich Jeanne-Marie Varain sicher. Hybride Konzepte können eine Möglichkeit sein, unterschiedliche und deutlich größere Zielgruppen zu erreichen: Der klassische Livestream für das internationale oder ältere Zielpublikum, das nicht reisen kann. Das Event vor Ort für das lokale Publikum und der Einsatz von neuen Technologien, um innovative Plattformen im Zuge der Digitalisierung zu schaffen. So experimentierten sowohl das Wacken Festival als auch das Moers Festival bereits mit Virtual Reality: Wacken mit der VR-Dokumentation des Festivals, Moers mit dem „moersland“, einer virtuellen Reise durch 50 Jahre Festivalgeschichte.

Eine Entwicklung, die ungehobene Potenziale für die Medienbranche bietet: „Digitalität ist unsere Chance, aber auch unsere Challenge. Wir haben die Vision, aber uns fehlen die Expert:innen, die sie umsetzen“, so Varain.

PULS setzt auf Lifestyle-Themen und Nachhaltigkeit

Hier hat das Puls Open Air einen Vorteil. Die Expertise sitzt bereits im eigenen Haus des jungen Content-Netzwerks des Bayerischen Rundfunks. Das Festival sei eingebettet in ein übergeordnetes Erlebnis, ein Lifestyle Event. Puls setzt Themen wie Nachhaltigkeit und verbindet das Festival mit Storytelling. Das habe einen direkten Einfluss auf das Mindset des Publikums. Nach einer Vorberichterstattung zum Thema Zero Waste etwa ließ sich auf dem Festival 2018 ein deutlich verantwortungsvollerer Umgang mit Müll beobachten, berichtet Barsekow.

Dass das reale Festival auch weiterhin Herzstück für das Publikum sein wird, davon sind Jensen, Varain und Barsekow überzeugt. Die Branche kann sich mit Partnern aus der Medienbranche weiterbewegen und neu erfinden, um auch über die Festivaltage hinaus starke Marke für die Community zu sein. Basis dafür seien jedoch klare politische Rahmenbedingungen, auf die sich Veranstalter:innen verlassen und mit denen sie stringent planen können.

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