Netzwerken digital – Anja Metzger und Curt Simon Harlinghausen
Von Marie-Charlotte Praetorius
Gutes Networking braucht den physischen und den digitalen Austausch. Doch was, wenn das Treffen bei Veranstaltungen oder auch der spontane gemeinsame Kaffee wegfällt? Worauf es ankommt, wenn Netzwerken komplett digital wird und wie sich die Netzwerkpflege ändert, haben uns Vernetzungs-Profis aus der bayerischen Medien-, Tech- und Digitalbranche verraten. Heute im Interview: Anja Metzger, Head of Film Commission Bayern, und Curt Simon Harlinghausen, CNO (Chief Nerd Officer) bei der C5H GmbH.
Welche Relevanz hat das Thema Netzwerken, wenn man auf soziale Distanz gehen muss?
Anja Metzger: Hier hat das Thema oberste Priorität, wie wir dieser Tage sicher alle unschwer feststellen. Ob durch Homeoffice vom Büroalltag und damit von kurzen Dienstwegen abgekoppelt, sich statt im Außen- plötzlich im Innendienst wiederfinden oder mit neuen Fragestellungen konfrontiert sein – nie war Netzwerken wichtiger.
Curt Simon Harlinghausen: Soziale Distanz in Bezug auf Corona ist ausschließlich auf persönlichen, haptischen Kontakt bezogen und vor allem erforderlich, um die gesundheitlich schwachen und älteren Mitmenschen zu schützen. Zugleich ist es wichtig, genau zu diesen einen regen Kontakt via Telefon, E-Mail oder Videokonferenz zu halten. Auch im beruflichen Umfeld ist es wichtig, konstant im Austausch mit Kollegen und Kunden oder Partnern zu stehen, da das Leben nach der Krise wieder schnell zur Normalität kommen soll. Netzwerken, Kommunizieren, Kollaborieren und Inspirieren oder Motivieren sind zur Zeit wichtige Bestandteile des Alltags.
Wie wird die aktuelle Situation das Thema Netzwerken künftig beeinflussen?
Anja: Vor dieser Situation hat man auf die in der Regel großen Netzwerke schwerpunktmäßig im Bedarfsfall zugegriffen. In der aktuellen Situation ist es notwendig, für den einzelnen eine neue und individuelle Struktur kleinerer Netzwerke um sich herum zu schaffen, die sicher auch in die Zeit nach Social Distancing transferiert und die Arbeitswelt nachhaltig verändert.
In der aktuellen Situation ist es notwendig, für den einzelnen eine neue und individuelle Struktur kleinerer Netzwerke um sich herum zu schaffen, die sicher auch in die Zeit nach Social Distancing transferiert und die Arbeitswelt nachhaltig verändert.
Anja Metzger
Simon: Für viele Unternehmen und Arbeitnehmer werden durch die Verlegung des Arbeitsplatzes in die digitale Welt neue Methoden und Erfahrungen möglich und alltäglich. Dies wird gewollt oder ungewollt Einfluss auf das Zusammenarbeiten und Netzwerken haben und die Wertstellung der digitalen Möglichkeiten erhöhen. Wir kommen aus dem „Haben wir immer schon so gemacht“ urplötzlich raus und entdecken in der Enge des Homeoffice die weite Vielfalt der digitalen Welt.
Insbesondere Medien und Plattformen wie Facebook (WhatsApp, Messenger, Instagram), Microsoft (Teams, O365, LinkedIn) oder Zoom können schnell zur Gewohnheit werden und die Vorzüge des digitalen Austauschs zur Steigerung des eigenen Fokus. Durch die aktuelle Situation, in der mehr und mehr Personen allein im Homeoffice sitzen, ist das Netzwerken und die Suche nach Austausch und Gesellschaft ein natürlicher Prozess. In Zukunft kann zudem die Angst vor Ansteckung durch Viren dazu führen, dass die neuen Methoden mehr und mehr an Beliebtheit gewinnen.
Wir kommen aus dem „Haben wir immer schon so gemacht“ urplötzlich raus und entdecken in der Enge des Homeoffice die weite Vielfalt der digitalen Welt.
Curt Simon Harlinghausen
Was ist momentan dein wichtigstes Tool zum Netzwerken?
Anja: FaceTime für 2er-Meetings und Zoom für größere Konferenzen.
Simon: Ich arbeite sehr viel mit Zoom, Teams und Skype for Business für Video-Konferenzen und LinkedIn für den beruflichen Austausch. Unsere Kunden bevorzugen Zoom, weil es uns das gemeinsame Arbeiten mit Kollegen in anderen Home-Offices und zugleich das Kooperieren in Break-Out-Rooms mit größeren Teams ermöglicht. Die Auswahl des Tools hängt vom Kunden ab. Wir richten uns nach den Möglichkeiten und Vorgaben, die wir bekommen.
Netzwerken von Zuhause aus: Was sollte man beachten?
Anja: Im ersten Schritt sollte man für sich und seine Aufgaben Netzwerkgruppen definieren. Disziplin und Selbstorganisation sowie ein straffer, klarer Zeitplan für den Tag sind Komponenten, die ein effizientes Arbeiten von zu Hause möglich machen.
Simon: Ich teile meine Tipps in drei Bereiche. 1. Routinen: Tägliche Routinen in Bezug auf Erreichbarkeit und Standup-Meetings sind hilfreich. Ebenso Regel-Termine mit Kollegen und Freunden. 2. Verhalten: Verhalte Dich natürlich, kleide dich entspannt und angemessen. Verliere deine eigene Wertschätzung nicht und ebenso sei offen für Neues. Der Ton macht auch in der digitalen Welt die Musik und gerade durch die Distanz neigt man schneller zu heftigeren Reaktionen und Aktionen, weil einem die Nähe und das direkte Feedback fehlen. 3. Technik: Gute Tools und kabelgebundenes Internet sorgen für stabile Verbindungen und reibungslosen Dialog.
Die Tipps gibt es im Zwei-Tages-Rhythmus. Übermorgen bei „Netzwerken digital“: Steve Heng, Community Manager & Creative Producer, und Jim Sengl, Vernetzung und strategische Partnerschaften, MedienNetzwerk Bayern.