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Social Edutainment: Social Media zum Lernen nutzen

Von Magnus Gebauer

Das Video ist der Star des Lernens. Und YouTube ist seine große Bühne – zumindest noch. Wie die Studie „JIM plus 2020: Lernen und Freizeit in der Corona-Krise“ zeigt, ist YouTube mit 83 Prozent das mit großem Abstand am meisten genutzte mediale Lernangebot bei den Befragten zwischen zwölf und 19 Jahren – weit vor Wikipedia oder Wissenssendungen in TV und Mediatheken. Soziale Medien werden von Jugendlichen nicht nur zum Entertainment genutzt, sondern auch zum Lernen – sei es für die Schule oder für das Hobby.

YouTube als Nachhilfelehrer

Bereits vor der Corona-Krise nutzte fast die Hälfe der Schüler:innen zwischen zwölf und 19 Jahren die Plattform für Schulthemen wie Hausaufgaben oder um sich etwas erklären zu lassen. YouTube-Tutor:innen wie Daniel Jung (790.000 Follower) oder Lehrerschmidt (985.000 Follower) haben Video-Views im Millionenbereich. Und auch das YouTube-Angebot von ARD-Alpha ist prall gefüllt. Nach Einschätzung des Rats für Kulturelle Bildung verändert YouTube die Bildungslandschaft im Ganzen.

Doch der Trend des Social Learnings ist nicht auf YouTube begrenzt, sondern eine Entwicklung, die sich gerade auch sehr stark auf der Kurzvideo-Plattform TikTok wiederfindet – und auch andere Netzwerke schlafen nicht. Der chinesische Tech und Social Media Gigant Tencent investierte im November 2020 in einer weiteren Finanzierungsrunde über 50 Mio. US-Dollar in das US-E-Learning Startup Udemy.

TikToks Erfolg mit #LernenMitTikTok

Die Initiative #LernenMitTikTok hat sich seit dem Start im Juni 2020 zu einem der beliebtesten Hashtags des Jahres entwickelt. Bis Ende Mai 2021 wurden die darunter laufenden Videos im deutschsprachigen Raum über 5,8 Milliarden Mal aufgerufen. Egal ob es dabei um das Lösen von Mathe-Formeln wie bei #MatheMitNick geht, um juristische Antworten von @HerrAnwalt oder um allgemeine Life-Hacks. Lerninhalte in 60-Sekunden-Videos sind die beliebte USP von TikTok, der Plattform, die sich nun gezielt im Bereich Wissensvermittlung positionieren will. Das Vorhaben wird mit der groß angelegten Markenkampagne „A-Z von TikTok“ unterstrichen. Ziel der Kampagne ist es, Lerninhalte auf TikTok noch bekannter zu machen. Zudem scheint TikTok derzeit auch an einem eigenen Lern-Feed zu arbeiten. Testweise erschien dieser prominent neben „Folge ich“ und „Für dich“.

Zigazoo – Lernen mit dem „TikTok für Kinder“

Dass gerade ein Wandel passiert, zeigt auch der Erfolg von „Zigazoo“, der im Juni 2020 gestarteten Edutainment-App für Kinder. Auf der Plattform haben Kinder die Möglichkeit, in Kurzvideos zu präsentieren, wie sie bestimmte Aufgaben lösen. In der App werden sie beispielsweise dazu aufgefordert, die Bedeutung von Thanksgiving zu erklären oder Dinge wie einen Vulkan aus Backpulver zu basteln. Die so entstandenen Videos mit einer Maximaldauer von 30 Sekunden können sie mit anderen teilen und darüber ins Gespräch kommen. Zusätzlich bietet die App auch geschlossene Umgebungen für ganze Klassen an. Im ersten Monat wurden bereits 100.000 Videos hochgeladen und bis Anfang November wurde die App über 50.000 mal installiert. Im April 2021 liegt die Zahl der Abonnent:innen bereits bei 120.000 und die Zahl der Videoaufrufe bei 20 Millionen.

Pinterest goes Classes

Dem Onlinemagazin TechCrunch zufolge experimentiert das visuelle Social Network Pinterest derzeit mit der Funktion „Online Classes“. Mit diesem Feature könnte es zukünftig möglich werden, Lernveranstaltungen zu organisieren und über die Plattform abzuhalten. Benutzer:innen soll es ermöglicht werden, sich über Pinterest für Zoom-Kurse anzumelden, während die Kursveranstalter Pinterest nutzen, um Unterrichtsmaterialien, Notizen und andere Ressourcen zu organisieren oder sogar über eine Gruppenchat-Option mit den Teilnehmer:innen in Verbindung zu treten. Der Schritt ist wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Pinterest mit Beginn der Pandemie einen Rekord bei den Zugriffzahlen verzeichnete. Denn viele Lehrer:innen nutzten die Plattform, um ihre Schulstunden zu organisieren oder sich kreative Inspiration zu holen.

Abbildung: Pinterest-Classes in der Testphase | Quelle: Pinterest-Screenshot von Jane Manchun Wong

Bedeutung für den Medienstandort Bayern

Mit dem Thema Social Edutainment finden gleich mehrere aktuelle Trendthemen in einem Trend zusammen: Social Learning, unterhaltende Wissensvermittlung, Short-Form-Videos – und das Ganze über aufstrebende Social Media Plattformen. Mehr als jede:r zweite Schüler:in in Deutschland geht davon aus, dass die Bedeutung von YouTube und Webvideos für die Schule noch weiter steigen wird. Das ist in hohem Maße auch für die bayerische Lernlandschaft relevant. Denn mit dem Institut für digitales Lernen in Eichstätt, dem zum BR gehörenden Bildungsprogramm ARD-Alpha oder der Videoserie „Kurzgesagt – In a Nutshell“ verfügt Bayern über wichtige Player, die hochkarätige Lerninhalte für die digitale Welt anbieten. Allein der YouTube-Kanal von „Kurzgesagt – In a Nutshell“ hat derzeit 15 Mio. Abonnent:innen und ist damit einer der meistabonnierten deutschen YouTube-Kanäle.

Doch damit diese Inhalte auch weiterhin zielgruppengerecht ankommen und wahrgenommen werden, lohnt sich ein genauerer Blick auf die aktuellen Entwicklungen im Bereich Social Edutainment. Denn es ist wichtig, die junge Generation dort anzusprechen, wo diese ihre Suche nach Lerninhalten auch tatsächlich beginnt. Und das passiert auf Plattformen wie YouTube, aber eben auch zunehmend auf jüngeren sozialen Netzwerken wie TikTok. Will man selbst auf diesen Plattformen aktiv werden, dann ist es essenziell wichtig zu beachten, dass das Storytelling und die Sprache auf die jeweiligen Plattformlogiken angepasst werden. Das bedeutet etwa einen starken Spannungsbogen in wenigen Sekunden aufzubauen, visuelle Reize und Effekte zu nutzen und einen Nutzen für die User:innen zu schaffen. Das Instagram-Format „News-WG“ des Bayerischen Rundfunks beweist hier sehr anschaulich, wie man aktuelles Geschehen fundiert, verständlich und zugleich unterhaltsam in Form von plattformgerechtem Video-Content darstellen kann. So kann es gelingen, die jungen Nutzer:innen am Anfang ihrer Recherche zu erreichen und sie dann auch für weiteren Lern-Content außerhalb der jeweiligen Social Plattformen zu gewinnen.

Key Facts

Nur wer sich zeigt, kann gesehen werden. Das gilt insbesondere für soziale Netzwerke. YouTube und Webvideos gewinnen immer weiter an Bedeutung für das Thema „Lernen“. Doch Social Edutainment spielt nicht nur bei Kindern und Jugendlichen eine Rolle. Auch im Bereich des Corporate- Learnings zählen videobasiertes Lernen und Social Media Integration zu den wichtigsten Trends für die kommende Zeit. Das haben verschiedene Studien herausgefunden.

Quellen & nützliche Links

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