Climbing Cringe Mountain: Personal Branding auf LinkedIn

Von Giulia Neumeyer, 14. Oktober 2025

LinkedIn hat sich als zentrale Plattform für berufliches Netzwerken etabliert – auch in der Medienbranche. Doch mit wachsender Reichweite und Sichtbarkeit wächst auch der Druck, sich selbst optimal zu inszenieren. Zwischen Personal Branding, Content-Strategie und „Cringe“-Momenten stellt sich die Frage: Wie gelingt authentisches Networking auf LinkedIn – und wo wird aus Sichtbarkeit Selbstdarstellung?

Antworten darauf suchten Kommunikationsexpertin und Autorin Christiane Wolff sowie Psychologin und Unternehmerin Ines Imdahl im Rahmen des Webinars „Media Insights: Climbing Cringe Mountain – Personal Branding und Networking auf LinkedIn für Medienmenschen“. Zwei Frauen, zwei unterschiedliche Methoden mit Strategien, um ein glaubwürdiges Profil aufzubauen, ohne „cringe“ zu sein. Ziel der Session: ein kompaktes Skillset für Medienprofis, die ihre Präsenz auf LinkedIn gezielt und authentisch stärken wollen.

Media Insights Cringe Mountain Webinar: Bild zeigt Ines Imdahl, Christiane Wolff und Katharina Baer
Ines Imdahl, Christiane Wolff und Katharina Baer (MedienNetzwerk Bayern) beim Webinar „Media Insights: Climbing Cringe Mountain – Personal Branding und Networking auf LinkedIn für Medienmenschen“ am 08. Oktober 2025

Den Berg erklimmen – mit Strategie statt Cringe

Als Kommunikationsexpertin unterstützt Christiane Wolff Unternehmen und C-Levels dabei, Sichtbarkeit zu erlangen. Auch LinkedIn ist dabei immer wieder Thema. Für sie ist ganz klar: Auf LinkedIn präsent zu sein – nicht nur mit einem Profil, sondern auch mit eigenen Inhalten – ist gerade in der Führungsebene ein absolutes Muss. Kein anderer Kanal ermöglicht es so niederschwellig, die eigene Expertise, das eigene Wirken und die eigene Haltung zu zeigen und so organisches Wachstum zu erreichen. Denn LinkedIn hat sich mit 28 Millionen Mitgliedern in der DACH-Region und 21 Millionen allein in Deutschland gerade in der Medienbranche als zentraler Business-Kanal etabliert und bietet damit die ideale Bühne für Kommunikation, Meinung und Wirkung. 

Um die eigene Präsenz auszubauen und die Plattform optimal zu nutzen, empfiehlt sie daher als ersten Schritt, das eigene Ziel zu klären und eine Strategie zu entwickeln: 

  • Was will ich erreichen?
  • Wer soll mich wahrnehmen?
  • Wofür will ich stehen?

Eine geeignete Methode, um auf diese Fragen Antworten zu finden, ist Selbstreflexion: Wofür stehe ich in meiner Branche? Helfen kann es auch, diese Frage Kolleg:innen oder Freund:innen zu stellen. 

Für Medienmenschen bietet LinkedIn verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. 

  1. Sichtbarkeit: Themen, für die du im Unternehmenskontext stehst oder für die du Haltung übernimmst, vielleicht sogar auf Bühnen, können auf LinkedIn gespielt werden, um die eigene Marke aufzubauen und sich zu positionieren.
  2. Reputation: Als Expert:in für bestimmte Themen, bietet es sich an, die eigenen Werte mit dem erworbenen Wissen zu verknüpfen.
  3. Netzwerk: Als eine Plattform für Menschen können auf LinkedIn neue Kontakte und strategische Netzwerke geknüpft werden.

So funktioniert LinkedIn

Algorithmen, Plattformlogiken und Wirkmechanismen sind für viele nur schwer zu verstehen. Die gute Nachricht: Für eine Präsenz auf LinkedIn ist die Quantität der Posts weniger entscheidend als viele denken. Vielmehr zählt es, Texte und Bildmaterial qualitativ aufzubereiten. Ein bis zwei Posts pro Woche reichen vollkommen aus. Dabei sollte eine interessante Headline gewählt werden, die die Aufmerksamkeit der Zielgruppe weckt. Auch die Länge des Beitrags kann entscheidend sein: 900 bis 1.200 Zeichen sind ideal für optimales Engagement. Unterstützend wirken visuelle Elemente in Form von Bildern oder Videos. 

Es muss zu euch und eurer Positionierung passen.

Christiane Wolff, Kommunikationsexpertin

Das gilt nicht nur für die Form, sondern auch für den Inhalt. Besonders wichtig ist es, auf klare Botschaften und Mehrwert für die Zielgruppe zu setzen. Am besten funktionieren Posts, deren Inhalte in eine Geschichte eingebettet werden. Auch Klarheit und Authentizität fördert der Algorithmus deutlich. Also: Finger weg von austauschbarem KI-generierten Content. Es geht um dich und deine Stimme! 

Doch selbst der beste Post entfaltet seine Wirkung nur dann, wenn er richtig platziert wird. Denn in den ersten ein bis zwei Stunden nach Veröffentlichung ist besonders entscheidend, wie viel Interaktion entsteht, um Reichweite zu erlangen. Christianes Tipp: Gruppen bilden oder Freund:innen und Bekannte aktiv informieren, damit sie in diesem Zeitraum unterstützen können. 

Und auch beim Networking sollte der Fokus klar auf Qualität gesetzt werden. Nicht die Zahl der Follower:innen ist für den Erfolg entscheidend, sondern ein relevantes Netzwerk. Das fördert man nicht nur durch die gezielte Auswahl von Kontakten, sondern auch durch regelmäßige Interaktion, zum Beispiel durch Reaktionen, Kommentare und Diskussionen. Wer diese Interaktionen regelmäßig pflegt, kann im nächsten Schritt messen, was wirklich Wirkung zeigt.

Um den Erfolg zu messen, sollte mindestens einmal pro Monat eine Analyse erfolgen: Wer folgt mir? Welche Posts wirken? Welche Gespräche entstehen? Zentrale KPIs sind Relevanz, Resonanz und Beziehungen.

6 Tipps für das eigene LinkedIn-Profil

  1. Professionelles Profilbild: Sei offen: Achte auf ein klares, sympathisches, gut erkennbares Profilbild in Farbe.
  2. Eindrucksvoller Banner: Schaffe Aufmerksamkeit durch eine passende Grafik zu persönlichen Themen oder deinem Unternehmen.
  3. Klarer Profilslogan: Mache neugierig: Wer bist du? Was ist deine Mission? Welches Problem löst du?
  4. Persönlicher Info-Text: Elevator Pitch: Stelle dich vor, deine Interessen, deine Mission, deinen Hintergrund und deine Motivation. 
  5. Relevanter „Im Fokus“- Bereich: Highlight-Board: Mache auf wichtige relevante Beiträge oder Links aufmerksam.
  6. Aktuelle Kenntnisse: Halte deine beruflichen Stationen aktuell und füge regelmäßig relevante Kenntnisse hinzu.

Content, der wirkt: Wie deine Beiträge auf LinkedIn wirklich ankommen

Wer LinkedIn professionell nutzen möchte, sollte die Plattform als digitale Visitenkarte ansehen. Dazu gehört auch das Schärfen der eigenen Kernthemen: Für welche Themen stehst du in deinem Unternehmen? Idealerweise sollten zwei bis drei Fokusthemen gewählt werden, die dann in der Tiefe auf LinkedIn kommuniziert werden – nicht nur in Form von Beiträgen, sondern auch durch Kommentare. Ziel ist es, zu inspirieren, einzuordnen und Menschen zu verbinden. 

Ines Imdahl plädiert im Webinar dafür, eigene Wege für die LinkedIn-Positionierung zu finden, da ein enges Regelwerk auch unter Druck setzt. Strategisches Personal Branding bedeutet daher nicht unbedingt, alle Regeln zu befolgen, sondern sich die auszuwählen, die einen selbst weiterbringen. 

Wenn du nicht weißt, worüber du posten willst, dann wähle Themen, die dich wirklich bewegen, denn damit wirst du auch andere Menschen bewegen. Das ist Authentizität.

Ines Imdahl, Dipl. Psychologin

Mit ihrem Team vom Rheingold Salon vertritt Ines zudem die Auffassung, das Zielgruppenmodell sei überholt – viel entscheidender sind Verfassungen und Kontexte. Menschen interessieren sich demnach eher in bestimmten Situationen für verschiedene Themen, wenn sie aktuell davon bewegt sind. Menschen sollten ihrer Auffassung nach nicht strikt in Zielgruppen eingeordnet werden und müssen auch den Algorithmus nicht bedienen. Für Ines geht es auf LinkedIn zudem um echte Kontakte, nicht um Leads oder Follower:innen. 

Wie Ines Imdahl zu LinkedIn gekommen ist und wie sie die Plattform nutzt, erfährst du in unserem aktuellen Interview mit ihr. 

Ihr LinkedIn-Profil sieht Ines Imdahl als digitales Wohnzimmer: Andere Meinungen sind stets willkommen, aber immer respektvoll. Alles andere wird gelöscht oder gemeldet, um sich einen seelischen Schutzraum zu bilden. 

Wie fange ich mit LinkedIn an?

Diese Frage stellen sich wohl die meisten nach der Erstellung eines Profils auf der Business-Plattform. Zu Beginn steht, wie so oft, Fleiß. Wer auf LinkedIn wirklich Netzwerke aufbauen will, muss aktiv Kontaktanfragen versenden, liken, kommentieren und ja, auch selbst posten. Einfach anfangen und dranbleiben. Am Ende ist es meist mehr Fleiß als Strategie, sagt Ines Imdahl. Die Rahmenbedingungen zu kennen sei wichtig, gleichzeitig sollte man sich davon nicht abhalten lassen, das zu posten, was man teilen möchte. 

Beide Expertinnen machten deutlich: Auf LinkedIn muss jede und jeder für sich einen eigenen Weg finden, sich zu positionieren, die eigene Persönlichkeit darzustellen sowie Erfolge und Learnings zu teilen.