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Unsere Fragen an Steve Heng, TubeMunich & START INTO MEDIA

Steve Heng: „Gesundes Netzwerken ist, wenn kein Druck da ist“

von Lisa Pandtle

Steve Heng hat TubeMunich gestartet, einen YouTube-Stammtisch im Münchner Café Netzwerk. Warum ist das Live-Event in Zeiten von zunehmend digitalen Vernetzungsangeboten immer noch so wichtig? Und wie geht es mit dem Stammtisch weiter? In unserer neuen Content-Reihe „Unsere Fragen an …“ stellen wir Menschen und Projekte vor, die das Thema Vernetzung auf innovative Art vorantreiben.

Steve, was ist TubeMunich und wie kam es zur Gründung?

Steve Heng: TubeMunich ist ein Projekt vom Café Netzwerk, eine medienpädagogische Jugendeinrichtung des Kreisjugendring München Stadt. Dort habe ich den ersten YouTube-Stammtisch gestartet, weil ich selbst schon immer viel mit YouTube gemacht habe. Ich dachte mir, dass es in München auch andere Leute geben muss, die sich damit beschäftigen. Es fehlte also nur ein Ort, an dem wir uns treffen und austauschen konnten. Beim Café Netzwerk war ich selbst oft zu Gast und habe später auch als Honorarkraft dort gearbeitet. So hat der Einrichtungsleiter Sait Köse mir angeboten, die Räumlichkeiten für den YouTuber:innen-Stammtisch zu nutzen. Also habe ich ein monatliches Treffen gestartet.

Was ist das Besondere an TubeMunich? 

Steve: Als ich beim Café Netzwerk ein Jahr als Honorarkraft angestellt war, haben wir das Projekt professionalisiert. Wir haben Referent:innen aus anderen Regionen eingeladen und sind eine Kooperation mit YouTube selbst eingegangen, die häufig Speaker:innen für unsere Treffen stellen. Mitte 2016 bis Anfang 2018 war ich außerdem offizieller YouTube-Ambassador in München und konnte das Event durch die Infrastruktur von YouTube noch bekannter machen.
TubeMunich ist kein kommerzielles Treffen. Es sollte immer familiär bleiben und kein reines Fandom-Event werden. Es geht uns um den Community-Gedanken, um junge Leute, die Lust haben, mit YouTube oder Social Media anzufangen. Sie können sich bei unseren Events von ihren Idolen und Vorbilder:innen Tipps holen. Mit der Zeit haben wir gegen Abend zusätzlich ein Creator:innen-Treffen geplant: Bei diesem Treffen werden nur Leute zugelassen, die einen aktiven Kanal vorweisen konnten. Es gibt Inputs, stellen Fragen und kommen einfach zusammen. Sie essen zusammen, zocken, tauschen sich aus.

Es geht uns um den Community-Gedanken, um junge Leute, die Lust haben, mit YouTube oder Social Media anzufangen.

Steve Heng

Was ist während der Pandemie mit dem Projekt passiert?

Steve: Die letzten beiden Jahre haben wir weitergemacht – mit digitalen Zoom Calls. Inzwischen haben wir die Live-Events wieder gestartet. Wir merken aber, dass es vor der Pandemie einfacher war. Die Speaker:innen sind nicht mehr so häufig bereit zu reisen. Außerdem haben viele Menschen mit YouTube aufgehört oder sich so weit professionalisiert, dass sie keine Unterstützung mehr brauchen. TubeMunich soll inspirieren und unterstützen und wer bereits selbstständig geworden ist und erreicht hat, was er oder sie wollte, verzichtet meist auf solche Events – was ich persönlich sehr schade finde.


Warum macht ihr es euch zum Ziel, YouTuber:innen untereinander zu vernetzen?

Steve: Viele Social-Media Profis leben in Köln und Berlin, weil dort die Infrastruktur besser ist. Ich war aber der Meinung, dass es auch in Bayern Leute gibt, die YouTube machen und andere kennenlernen möchten, die dasselbe tun. Immer wieder habe ich gehört: „Ich wusste gar nicht, dass es YouTuber:innen in München gibt. Die sind alle weggezogen.“ Die meisten vergessen, dass der größte YouTube Channel „Dinge erklärt – Kurzgesagt“ von funk in München verortet ist. Mit TubeMunich wollen wir auch in München eine relevante Community aufbauen, die vom Hörensagen ebenso groß wird, wie die in Köln und Berlin.

Mit TubeMunich wollen wir auch in München eine relevante Community aufbauen, die vom Hörensagen ebenso groß wird, wie die in Köln und Berlin.

Steve Heng

Warum ist das Live-Event in Zeiten von zunehmend digitalen Vernetzungsangeboten immer noch wichtig?

Steve: Ich glaube, Emotionen spielen bei solchen Events eine große Rolle. YouTube ist sowieso schon digital. Es macht einen Unterschied, wenn man sein Idol in Real Life sehen kann. Das hat mehr Gewichtung. Die Person interagiert mit dir. Vor Ort kann sie sich nicht einfach ausloggen. Man spricht viel intimer miteinander und ist nicht eine:r von vielen im Chat. Ich denke, diese Realness, das Haptische, ist der jungen Generation immer noch sehr wichtig.

Wie geht’s weiter? 

Steve: TubeMunich ist ein Projekt, mit dem wir Jugendliche dafür begeistern, sich mit Social Media auseinanderzusetzen. Daher wollen wir diese Jugendlichen näher an uns binden und das Programm von TubeMunich zusammen mit ihnen gestalten. Das Beste kommt immer von Leuten aus den eigenen Reihen.
Während Corona hat YouTube viele YouTube Spaces geschlossen und Live-Events werden seltener organisiert. Aktuell rücken diese aber wieder in den Fokus. Das freut mich total!

Drei Tipps von Steve für gutes Networking:

Im Café Netzwerk funktioniert Networking immer sehr gut, weil es in eine Art Freizeitaktivität übergeht. Unsere Events gingen häufig bis spät in die Nacht, weil die Leute so viel Spaß hatten. Daher meine drei Tipps:

  1. Man sollte sich nicht verkrampfen, versteifen oder den Netzwerk-Gedanken fest im Kopf verankern. Wenn man unentspannt ist und einer bestimmten Agenda folgt, merken die Leute das. Gesundes Netzwerken ist, wenn kein Druck da ist.
  2. Oft reicht es schon, anwesend zu sein. Man muss sich nicht mit allen Menschen vor Ort unterhalten. In dieser Branche sieht man sich immer mehrmals. Beim nächsten Event wird man dann vielleicht selbst angequatscht.
  3. Vernetzung sollte aus Neugier und Interesse an einer Person entstehen. Nicht aus dem Interesse daran, was die Person mit sich bringt wie beispielsweise eine große Followerschaft. Ich finde es immer besser, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die mir sympathisch sind.

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