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Das Web3-Projekt „Royal Monsters“

Storytelling im Web3: Monster auf Verbrecherjagd

von Katrin Reichwald, 18.10.2023

Eine Graphic Novel als NFT-Projekt? Welches Potenzial darin steckt und warum die Interaktion mit der Community zur Zukunft des Storytellings gehört. 

Was haben Sissi, der Märchenkönig Ludwig II. und das Frankenstein-Monster gemeinsam? Gut, was Sissi und Ludwig angeht, ist das einfach zu beantworten. Aber wie passt die dystopische Figur der Autorin Mary Shelley dazu? Gemeinsamkeit Nummer eins: Alle drei sind Bayern. Was nur wenige wissen: Frankensteins berühmtes Monster ist gebürtiger Ingolstädter. Die zweite Gemeinsamkeit: Sie alle sind Teil der digitalen animierten Graphic Novel „Royal Monsters“

Empress Sisi, Frankie und King Ludwig II im Web3-Projekt „Royal Monsters“
Empress Sisi, Frankie und King Ludwig II im Web3-Projekt „Royal Monsters“

Die kreativen Köpfe hinter dem Innovationsprojekt sind ebenfalls Bayern: Prof. Thomas Gronert, Dozent an der Media Design Hochschule, und der Illustrator Mike Maurus. Mit ihren „Royal Monsters“ haben sie sich auf ein bislang in der Verlagswelt wenig bekanntes Terrain begeben – und auf die Vermarktung des Storytelling-Projektes mit NFTs gesetzt. 

Möglichkeiten der Teilhabe sind für Verlage zwingend notwendig, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

Mike Maurus

Das Experiment startete im April 2023 auf der Web3-Plattform für digitale Publisher, Creatokia. „Wir kommen beide aus der Animationsfilm-Produktion. Da waren wir sehr begeistert von der Idee, dass wir mit Creatokia eine Möglichkeit haben, Geschichten auf diese Art zu erzählen,“ erklärt Gronert. Auf diese Art meint: in einem Mix aus Storyboards, animierten Sequenzen und als Graphic Novel. 

Gesamtpaket aus breiter Fanbase und exklusiver Community

Besonders vielversprechend in Bezug auf NFTs finden die beiden Kreativen die Möglichkeit des Community Buildings. Wer ein NFT erwirbt, ist Teil einer Gemeinschaft, mit der die Verkäufer in Kontakt treten und der sie über die NFTs Vorteile  – etwa den Zugang zu exklusiven Inhalten oder Events  – ermöglichen können. „Die Interaktion mit der Community ist für uns etwas sehr Wertvolles“, so Gronert. „Wir können die Mitglieder mit einbeziehen, indem sie zum Beispiel bei der Weiterentwicklung der Geschichte helfen oder eine Nebenrolle in der Story gewinnen.” 

Solche Möglichkeiten der Teilhabe seien eine der großen Chancen technologischer Entwicklungen – und für Verlage zwingend notwendig, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, glaubt Maurus. „Die Frage wird künftig nicht sein: Wie können wir unsere Zielgruppe erreichen, sondern: Was können wir gemeinsam kreieren?” 

Für den Aufbau ihrer Community nutzen die beiden Kreativen sogenannte Mystery Boxes, die als NFT auf Creatokia gemintet werden können. Aktuell umfasst die Community etwa 100 Mitglieder. Nach einigen Monaten Laufzeit und ersten Erfahrungen ziehen Maurus und Gronert Resümee: Eines kann die Publikation über Creatokia nicht: die breite Masse erreichen. „Dafür ist die Hürde zu groß, die wir durch Wallets und Kryptowährungen schaffen“, sagt Maurus.

Das Storyboard zum Web3-Projekt „Royal Monsters“
Das Storyboard zum Web3-Projekt „Royal Monsters“

Experimentieren und neue Wege beschreiten

Die NFT-Community beschränke sich, gerade nach dem Ende des großen NFT-Hypes der vergangenen zwei Jahre, auf Web3-Enthusiast:innen. Deshalb wollen Gronert und Maurus ihre Strategie nun weiterentwickeln: „Die eigentlichen Geschichten machen wir für alle Interessierten zugänglich. Als NFTs verkaufen wir Exklusives. Das können zusätzliche Inhalte sein, Bilder, oder eine Nebenrolle in der Geschichte“, verrät Maurus. 

Auf die NFT-Community wollen er und Gronert auf keinen Fall verzichten. Deshalb suchen beide gerade nach einer geeigneten Plattform für den aktiven Austausch mit den NFT-Besitzer:innen. Discord sei eine Möglichkeit, aber auch klassisches Mailing.

Historische Fakten und der Bereich des Möglichen

Mit Gronert und Maurus trifft geballte Expertise aufeinander. Beide kommen aus dem Bereich Animation, Gronert bringt außerdem als Dozent für Digital Film Design an der Mediadesign Hochschule jede Menge Wissen im Bereich neue Technologien mit. Der Illustrator und 2D-Animationsprofi Mike Maurus arbeitete in verschiedenen Positionen unter anderem an Produktionen wie Prinzessin Lillifee, Ritter Rost und die Wilden Kerle mit.  

Was beide eint: Ihre Begeisterung für die bayerische Geschichte und Kultur. Diese Begeisterung übertragen sie auch auf ihre Royal Monsters. Inhaltlich nimmt die Story historische Fakten als Basis, für die Maurus ausgiebig recherchiert. Mit Fantasie und Witz angereichert werden die Fakten zu aufregenden fiktionalen Geschichten. Immer gemäß dem Motto: Auch wenn es erfunden ist, könnte es im Bereich des Möglichen liegen. So wird zum Beispiel Ludwigs Affinität zu technischen Erfindungen zum Thema, genauso wie die Frage danach, wie Leichenteile tatsächlich zum Leben erweckt werden könnten. „Wir finden es cool, echte historische Elemente einzubinden und diese zu kennzeichnen. So können die Leute auseinanderhalten: Was ist echt, was Fiktion?“, erklärt Gronert. 

Diese Innovation, die Vorteile der Technologie, werden sich nicht aufhalten lassen.

Dr. Thomas Gronert

Auch zur Frage, wohin es langfristig mit den Royal Monsters gehen soll, haben die Schöpfer eine klare Vision: Ziel des Projekts sei eine Fernsehserie – ob bei einem Streaming-Anbieter oder als reine Webserie – das sei komplett offen. Auch davon, dass das Mitdenken und Ausloten der Möglichkeiten im Web3 unabdingbar sei, um als Verlagsbranche und Medienbranche insgesamt zukunftsfähig zu bleiben, sind die Experten überzeugt: „Web3 ist eine geniale disruptive Innovation”, sagt Gronert. Das merke man daran, wie sich der Hype entwickle. Nach der ersten Begeisterung folge Skepsis und Unsicherheit –  der klassische Hype-Cycle. Aber: „Diese Innovation, die Vorteile der Technologie, werden sich nicht aufhalten lassen. Ob das dann NFT heißt oder ganz anders, ist dabei irrelevant.”

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