Yvonne Wicht: „Es braucht Fingerspitzengefühl, wenn man sich mit anderen Menschen beschäftigt“
von Lisa Pandtle
Die Chairwoman des „CMO of the Year“ Council der Serviceplan Group, Yvonne Wicht, steht uns Rede und Antwort: Wie schafft man es, das C-Level-Management regelmäßig an einem Tisch zu versammeln? Wie sollten Events für diese Zielgruppe aussehen und welche Art der Vernetzung ist gefragt? Mit dem „CMO of the Year“ Award ehren Mitglieder des Councils den oder die beste:n beziehungsweise erfolgreichste:n Chief Marketing Officer des Jahres.
In unserer Interviewreihe „Unsere Fragen an…“ stellen wir Menschen und Projekte vor, die das Thema Vernetzung auf innovative Art vorantreiben.
Yvonne, du bist für das „CMO of the Year“ Council verantwortlich: Worum genau geht es dabei?
Yvonne Wicht: Das CMO Council ist eine Community, die wir bei der Serviceplan Group 2017 aus der Taufe gehoben haben. Die Community ist entstanden, weil wir den „CMO of the Year Award“ auf glaubwürdige und tragfähige Beine stellen wollten. Der Award zeichnet den oder die beste:n Chief Marketing Officer (CMO) Deutschlands aus. Wir haben entschieden, dafür ein Gremium aufzubauen, das selbst aus Marketingverantwortlichen besteht. Sie nominieren die potenziellen Gewinner:innen und sind teilweise auch Jury-Mitglieder. Ich habe damals die wichtigsten deutschen CMOs angeschrieben, um ihre Meinung dazu zu hören und sie ins Gremium einzuladen – alles, was Rang und Namen hat. Inzwischen stammt auch ein Viertel des Councils aus Österreich und der Schweiz.
Gibt es neben der Möglichkeit zur Bewertung auch andere Vorteile für die Community?
Yvonne: Mittlerweile sind über 90 CMOs Teil der Community. Daher haben wir zusätzliche Treffen eingeführt wie das CMO-Forum, das zweimal jährlich stattfindet. Hier geben wir ihnen Raum, sich auszutauschen – Stichwort: Networking und Get-together. Um die Leute für die Teilnahme zu gewinnen, brauchten wir aber einen echten Mehrwert. Also haben wir entschieden, das Ganze zu moderieren. Wir laden aktuell teils externe Expert:innen, teils die Marketers selbst zu Podiumsdiskussionen oder Interviews ein und freuen uns, wenn sich alle Anwesenden bei der anschließenden Diskussion beteiligen. Thematisch geht es meist um echte Best Cases – wie Herausforderungen umgesetzt wurden und was auch mal nicht funktioniert hat.
Ich frage vorher ab, worüber die CMOs sprechen wollen, was ihre aktuellen Themen sind.
Yvonne Wicht
Wie schafft man es, das C-Level-Management regelmäßig an einem Tisch zu versammeln?
Yvonne: Dafür braucht es eine Mischung aus Relevanz und Benefits. Ich frage vorher ab, worüber die CMOs sprechen wollen, was ihre aktuellen Themen sind. Manchmal schlage ich selbst Trendthemen vor, die sich im vorherigen Austausch bereits ergeben haben. Wichtig ist bei solchen Events der geschützte Bereich, die Exklusivität. Alles Gesagte bleibt in besagten Räumen. Es muss den Marketingverantwortlichen selbst wichtig werden, dabei zu sein. Daher sende ich ihnen eine Woche vorher eine Teilnehmer:innenliste zu. So entsteht häufig der Wunsch, dass ich beim Event gewisse Leute einander vorstelle – so wie ich es auch bei neuen Mitgliedern immer tue. Beim CMO-Forum haben die Entscheider:innen den echten Austausch unter Gleichgesinnten auf demselben Level und vom selben Fach.
Wer ist Teil des Councils?
Yvonne: Die CMOs kommen aus verschiedensten Branchen. Ich schaue mir vorab intensiv an, welchen Werdegang die Menschen haben und was sie aktuell auf der Agenda haben. Ich stelle mir die Fragen: Passen sie in diese Gemeinschaft und ist es für sie auch interessant, zu uns zu stoßen? Dann lade ich sie zu einem persönlichen Kennenlernen ein und wir tasten uns gegenseitig heran.
Gibt es Networking-Innovationen wie Vernetzungstechniken oder andere Side Events, die ihr die letzten Jahre bei euren Veranstaltungen eingebunden habt?
Yvonne: Im Rahmen des Innovationstags, eine für Entscheider:innen konzipierte Tageskonferenz der Serviceplan Group, haben wir beispielsweise Trendtables eingeführt, damit mehr Aktivität in das Konferenzprogramm kommt. Nach einer Vortragsreihe setzen sich Interessierte mit den Referent:innen zusammen und besprechen das Thema noch einmal in kleiner Runde. Sie bringen eigene Erfahrungen und Herausforderungen ein. So findet Networking auch viel eher statt als bei einer großen Konferenz. Das Council betreffend gibt es neben dem großen Forum kleine Side Events: zum Beispiel eine Diskussion plus Barbecue auf der Dachterrasse unseres Berliner House of Communication. Die Runden sind hier viel kleiner. Da findet intensives Networking statt und es wird auch mal über die „Shits“ gesprochen, nicht nur über die Hits.
Gleichgesinnte treiben dieselben Herausforderungen um. Wir sprechen nicht über granulare Marketingthemen.
Yvonne Wicht
Networking spielt beim CMO Council also eine große Rolle?
Yvonne: Absolut. Vernetzung ist bei unseren Events sehr wichtig. Gleichgesinnte treiben dieselben Herausforderungen um. Wir sprechen nicht über granulare Marketingthemen. Alle beschäftigen sich mit großen Themen wie Digitalisierung, Unternehmensausrichtung oder Leadership-Formen. Da kommen große Diskussionen auf und es braucht immer viel Zeit, sich beim Get-together darüber auszutauschen.
Drei Tipps von Yvonne für gutes Networking:
- Empathie haben: Es braucht Fingerspitzengefühl, wenn man sich mit anderen Menschen beschäftigt und den Themen, die sie bewegen.
- Transparenz: Wenn man selbst Networking Events veranstaltet, sollte man offenlegen, wer teilnimmt. So wissen die Leute vorab Bescheid, mit wem sie sich austauschen können.
- Relevanz: Es ist wichtig, Themen zu platzieren, die die Gäste selbst einbringen und umtreiben.
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