Newsletter erhalten

Was das Coden für Journalisten so spannend macht #Bootcamptagebuch

Von Stefanie Eisenreich

Vier Wochenenden pures Coder-Glück – das war das Coding Bootcamp, welches das ifp München als eine der ersten Journalistenschulen Deutschlands in Kooperation mit dem Media Lab Bayern, dem MedienNetzwerk Bayern und dem MDG in diesem Jahr angeboten hat. Ende November fand das letzte Bootcamp-Wochenende statt. Zeit für eine Bilanz. 

Journalisten werden in Zukunft eine neue Rolle haben, heißt es jetzt immer öfter. Digitalisierung, neue Medien, Datenjournalismus – alles große Schlagwörter. Medien müssen ihre Nutzer neu verstehen lernen. Und nicht nur das. Auch Journalisten müssen ihre Arbeit neu erfinden. Warum also nicht gleich coden lernen?

Gefragt, getan und im April ins Coding Bootcamp gestürzt, kann ich nun im Dezember sagen: Diese vier Bootcamp-Wochenenden haben meinen Blick verändert. Und auch das letzte Wochenende, das vom 24. bis 26. November im ifp in München stattfand, war für mich ein Erfolg. Mein Ziel war es schließlich, mich anschließend als Softwareentwicklerin bei Google zu bewerben. Ok ok, nicht ganz. Ich wollte mir vor allem neue Möglichkeiten als freie Journalistin erschließen und einfach mal wieder etwas Neues ausprobieren. Und wenn ich auch in diesem Jahr keine Programmiererin geworden bin, so kann ich doch ohne zu zögern sagen: Es hat sich gelohnt.

So sieht Benjamin Huck, Redakteur bei den Nürnberger Nachrichten, das wohl auch: „Ich bin ohne Vorkenntnisse ins Coding Bootcamp gegangen. Ich fand es spannend zu sehen, was alles möglich ist – manchmal auch mit einfachen Mitteln ohne teure Programme. Ganz nebenbei habe ich gelernt, wie man Twitter auswerten und daraus eine neue Geschichte generieren kann. Das möchte ich jetzt gerne öfter mal ausprobieren – genauso wie das Arbeiten mit Karten und Diagrammen.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wie eine Fremdsprache, nur irgendwie kryptischer

Dabei ist Programmieren lernen ein bisschen wie das Erlernen einer neuen Fremdsprache, nur kryptischer – zumindest am Anfang – und vielleicht manchmal auch erbarmungsloser, wenn der Computer mal wieder nicht so will wie die verzweifelte Journalistin am Bildschirm vor ihm, die das Programm vor lauter Formeln nicht mehr sieht. Wie oft gab es da schon Momente, in denen ich bockig aufstampfen und alles hinschmeißen wollte.

Prinzipiell aber ist auch beim Programmieren nichts unmöglich. Ein bisschen Disziplin muss dennoch sein, um sich neben der regulären Arbeit noch an den Rechner zu setzen und programmieren zu lernen. Und da uns das trotz allem schwer fiel, wurde die Idee, eigene Projekte umzusetzen, schnell verworfen und wir bastelten am letzten Wochenende mithilfe der sogenannten Scrum-Methode in zwei Gruppen an einem Gemeinschaftsprojekt für das ifp.

Das feiert nämlich im nächsten Jahr seinen 50. Geburtstag. Und was kam dabei raus? Eine mit Leaflet gestaltete Karte mit allen Orten, an denen ehemalige ifp-ler mittlerweile arbeiten. Ein Countdown, der die Zeit bis zum Jahrestreffen des ifp herunterzählt. Grafiken, die die Frauenquote und die Verteilung der Konfessionen am ifp deutlich machen. Eine mit
D3 erstellte Netzwerkkarte aller Ehemaligen. (Bald zu sehen auf den Seiten des ifp) Ein bisschen stolz waren wir danach schon. Das darf man ja an dieser Stelle ruhig mal sagen.

„Ich weiß jetzt wie man mit wenigen Klicks effektvolle Grafiken erstellen und dadurch Geschichten auch mal anders erzählen kann,“ sagte im Anschluss an das Coding Bootcamp auch Andrea Wojtkowiak, freie Radiojournalistin aus München. Gelernt habe sie auch, dass Schummeln in der Datenjournalisten- und Programmiererwelt durchaus erlaubt sei. Da darf man auch mal in den Code der anderen reinschauen und klauen. Beruhigend, nicht?

Coden ja oder nein?

Müssen also Journalisten tatsächlich coden lernen? Die Frage ist nicht neu und muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Und natürlich sollte man dabei Maßstäbe setzen. Gemessen an den Maßstäben eines Journalisten können wir nun programmieren. Gemessen an denen eines Informatikers, können wir, nun, nichts. Das ist aber auch gar nicht schlimm. Denn eines ist dennoch sicher: Schon das alleinige Verständnis von HTML, CSS, Javascript, Leaflet oder D3 bringt zusätzliche Kompetenzen mit sich, in einem Bereich, der sich im Digitalen gerade ungemein weiterentwickelt. Da kann es nur sinnvoll sein, wenn auch Journalisten wissen, was sie mit Programmiersprachen wie Python, Ruby oder Javascript alles anstellen können, falls in der Redaktion mal kein Programmierer verfügbar ist.

Bleibt eigentlich nur noch zu sagen:
var saygoodbye = function () {
console.log (‚Schön war‘s! Macht‘s gut und vielen Dank an alle Beteiligten!‘)
};

Von Stefanie Eisenreich, Stipendiatin des MedienNetzwerk Bayern

Abonniere jetzt unseren Newsletter
Bleibe auf dem Laufenden zu den Events und Projekten des MedienNetzwerk Bayern!