MEDIA meets SMART CITY: Wer Services am smartesten bündelt, setzt sich durch
Wie relevant das Thema Smart City für die Medienbranche ist und wie stark der digitale Wandel von Städten sämtliche Bereiche prägen wird, zeigte die Fachkonferenz MEDIA meets SMART CITY.
Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich am 4. Dezember 2019 in den Design Offices der Highlight Towers über neue Entwicklungen für die smarte Stadt in den Bereichen Werbung, Mobilität, Technologie und Gesellschaft. Nicht nur die Frage, wie die Digitalisierung bei Herausforderungen in Städten helfen könne, stehe im Fokus der Veranstaltung, sondern auch die Überlegung, wie Medienhäuser Teil der smarten Stadt werden und welche Möglichkeiten sie durch neue Ausspielwege oder Daten bekommen, betonte Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien.
Die digitale Infrastruktur der Stadt
Als Schwerpunkte kristallisierten sich die Bereiche Infrastruktur, Mobilität und Umwelt heraus. Keynote-Speaker Dr. Martin Grether, Smart City Beauftragter bei der Deutschen Telekom, stellte das Projekt „Smart City Tree“ vor, das die Themen Umwelt mit digitaler Infrastruktur verbindet. Mithilfe von Mooskulturen soll der Smart City Tree helfen, Schadstoffe aus der Luft herauszufiltern. Gleichzeitig soll er die Netzpower von Städten durch Mobilfunkzellen, WIFI Hotspots und Multimedia-Bildschirme stärken.
Auch Ströer fährt nach dem Prinzip: ein Produkt, viele Möglichkeiten. Dr. Freya Amann, Referentin Stadtmarketing bei Ströer, zeigte Beispiele, wie sich die vorhandene digitale Infrastruktur der Stadt für smarte Services nutzen lässt. Bushäuschen etwa, die über integrierte digitale Bildschirme individualisierte Inhalte ausspielen und gleichzeitig zur Reduzierung von Feinstaub beitragen. Inhaltlich, so Amann, könne man die digitale Infrastruktur in Fußgängerzonen, Bahnhöfen oder Wartehallen zur schnellen Information, Prävention und für individuell an die Situation angepasste Inhalte nutzen.
Alexander Fürthner, Geschäftsführer von Jost von Brandis, betonte die hohe Relevanz von Bewegungsdaten für die Außenwerbung. „Wenn wir wissen, wo Werbeträger zur Verfügung stehen und wann Menschen sich wo bewegen, ist das eine große Bereicherung für gezielte Werbung.“ Menschen auf dem Weg zur Arbeit spreche man anders an als Menschen nach Feierabend, Menschen auf einem Festival anders als Studienanfänger.
Was Mobilität für die Smart City bedeutet
An einer anderen Stelle sieht Richard Gutjahr die individualisierten Inhalte: im Auto. „Wir werden den immer smarteren Monitoren im Auto immer höriger“, glaubt er. Mit ihren personalisierten Inhalten lösen sie früher oder später fest installierte Außenwerbungen ab.
Das Fahrzeug der Zukunft fährt für Gutjahr elektrisch. Damit sei ein großer Wandel auf dem Markt verbunden: Marktführer von gestern können schon morgen in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Gleichzeitig öffnen sich neue Geschäftsfelder für branchenfremde Akteure. Ein Beispiel bietet die Telekom, die einen eigenen Ladetarif für Elektroautos anbietet und damit in eine Lücke stößt, in der es aktuell weder Regeln noch Marktführer gibt. „Am Ende setzt sich durch, wer alle Services am smartesten bündelt“, so Gutjahr. Für den Autokauf der Zukunft seien nicht mehr die PS entscheidend, sondern die Software unter der Haube.
„Wie werden wir in der Stadt der Zukunft unterwegs sein?“, ist eine zentrale Frage, die sich Rauno Andreas Fuchs, CEO der Green City Experience GmbH, stellt. Parkplatzauslastung, Elektromobilität, Sharing-Modelle und öffentliche Verkehrsmittel spielen dafür eine wichtige Rolle. In der Stadt der Zukunft, in der immer mehr Menschen leben, werde deutlich mehr Verkehr erzeugt. Das Auto könne nicht mehr das zentrale Verkehrsmittel sein. Fuchs ist sich sicher: „Wenn wir das Thema Flächeneffizienz in den Griff kriegen, haben wir gleichzeitig auch das Umweltthema angepackt.“ Dazu notwendig seien politische Leitlinien und Aufklärung der Bürger zu digitalen Entwicklungen. Großes Potenzial sieht Fuchs hier vor allem in Virtual Reality-Anwendungen. Mit ihrer Hilfe können komplexe Sachverhalte erlebbar gemacht werden.
Daten sind das Gold der smarten Stadt
Das Thema Daten kristallisierte sich als gleichermaßen wertvoll und herausfordernd für alle Bereiche heraus. In diesem Zuge stellten Dr.-Ing. Andreas Donaubauer von der TU München und Willi Steincke, Koordinator Smart Cities and Regions im Zentrum Digitalisierung Bayern, das Konzept „digitaler Zwilling“ vor. „Jedes Gebäude in Deutschland gibt es als semantisches Flächenmodell“, so Donaubauer. Wolle man den digitalen Zwilling einer Stadt mit semantischen Daten anreichern, stehe man vor der Herausforderung, dass die notwendigen Infrastrukturen auf unterschiedliche Akteure verteilt seien. Um den Mehrwert digitaler Zwillinge optimal nutzen zu können, müsse man eine Infrastruktur schaffen, die auf offenen, standardisierten Dienstschnittstellen basiert.
MEDIA meets SMART CITY in Bildern
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