Newsletter erhalten
Robert Richter

Robert Richter: „Der deutsche Medienmarkt braucht ein größeres Bewusstsein für Technologie“

Von Lisa Pandtle

Corona hat die Digitalisierung weiter vorangetrieben: Arbeitsprozesse wurden angepasst, aber hat sich auch die Unternehmenskultur gewandelt? Das diskutieren Robert Richter, EMEA Partnerships Solutions Broadcast bei Google, Michael Husarek, Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, und Petra Winter, Chefredakteurin Madame, bei Media Insights – Media Tech. Das Event findet am 15. Juli um 17:00 Uhr im Rahmen des Nürnberger Digital Festivals statt. Mit Robert Richter haben wir bereits jetzt darüber gesprochen, welche Auswirkungen der Digitalisierungsschub hat und wie der deutsche Medienmarkt konkurrenzfähig bleiben kann.

Robert, was ist eigentlich deine Aufgabe im Bereich EMEA Partnerships Solutions bei Google?

Wir entwickeln enge Partnerschaften und Lösungen für die Industrie – in meinem Fall für die Medienbranche. Bei Google arbeiten wir eng mit Medienhäusern entlang der Wertschöpfungskette zusammen. Das bedeutet auch, stets auf den Markt zu hören, Feedback einzuholen und intern Veränderungen anzustoßen. Jeder Markt in Europa funktioniert da etwas anders und wir gehen auf die lokalen Gegebenheiten ein. 

Wie hat die Pandemie den Markt verändert? Zeichnet sich mittlerweile ab, ob der Digitalschub weiter vorangetrieben wird?

Wir konnten in den zurückliegenden Monaten ein verändertes Nutzer:innenverhalten beobachten. Ich denke, das hat jede:r an der eigenen Mediennutzung gesehen. Auch bei den veröffentlichten Nutzungsdaten der Video-on-Demand-Plattformen und von Partnern, mit denen wir eng zusammenarbeiten, konnte man den „Schub” ablesen. Streaming hat sich bei den Nutzer:innen in allen Zielgruppen breit durchgesetzt und wird aus meiner Sicht auch bleiben.

Wie hat der Digitalisierungsschub deiner Ansicht nach die Arbeitsprozesse und Qualität der digitalen Produkte verändert? 

Die Konsument:innen haben in ihren Wohnzimmern massiv aufgestockt und Streaming Services haben dementsprechend eine große Nachfrage erlebt. Technologisch erwarten Nutzer:innen heute ein funktionierendes Produkt und keinen Ladebalken. Das hat die Geschwindigkeit der Change-Prozesse in Medienhäusern nochmals angehoben, was ich sehr positiv finde. Die dahinter liegende Cloud-Technologie ist heute für alle gleichermaßen verfügbar – egal ob Startups, Student:innen oder Konzerne. Ich denke beispielsweise an Machine Learning, das heute über Plattformen wie TensorFlow für alle zugänglich ist. Durch die Nutzung von Open-Source-Technologien schaffen wir starke europäische VoD-Plattformen, die Nutzer:innen attraktiv finden. Spotify ist ein gutes Beispiel aus Europa mit weltweitem Erfolg. Positiv erwähnen kann ich beispielsweise auch unsere Partnerschaft mit der ARD-Mediathek. Wir haben das Team der ARD dabei unterstützt, ihre IT-Infrastruktur skalierbar, flexibel und agil in der Google Cloud zu bauen. Innerhalb von nur wenigen Monaten wurde somit das Angebot auf Cloud native umgestellt. Dadurch kann das Produkt ständig optimiert werden und bietet heute ein völlig anderes Erlebnis, das im Zuschauermarkt mehr als wettbewerbsfähig ist. 

Wir brauchen im deutschen Medienmarkt ein größeres Bewusstsein für Technologie und eine entsprechende Ausrichtung auf der Managementebene.

Robert Richter

Wie stehst du zu der These „Culture eats technology for breakfast“?

Ich würde die These gar nicht so unterstreichen. Für mich gehen Technologie und Kultur Hand in Hand. Unser aller Arbeitsalltag ist ein schönes Beispiel. Remote-Work-Technologie gibt es schon viele Jahre. Großartige Kollaborationstools ebenfalls. Viele Startups und Unternehmen arbeiten schon lange in hybriden Arbeitswelten. Erst jetzt haben sich das Mindset, die Zielvereinbarungssysteme und die Kultur in vielen Betrieben so weit entwickelt, dass den Kolleg:innen im Homeoffice auch entsprechendes Vertrauen entgegengebracht wird. Insofern würde ich eher sagen: „Technology and culture go hand in hand to enable great innovation”.    

Wo liegen noch ungenutzte Potenziale?

Um bei meiner These „Technology and culture hand in hand” zu bleiben: Wir brauchen im deutschen Medienmarkt ein größeres Bewusstsein für Technologie und eine entsprechende Ausrichtung auf der Managementebene. Ich wundere mich immer wieder, warum es in vielen Häusern bis heute keine:n CTO gibt. Dabei war Technologie schon immer der Treiber unserer Branche, und zwar seit der Erfindung des Buchdrucks.  

Jetzt zu Media Insights – Media Tech am 15. Juli um 17:00 Uhr anmelden!

Abonniere jetzt unseren Newsletter
Bleibe auf dem Laufenden zu den Events und Projekten des MedienNetzwerk Bayern!