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Zielgruppenorientierung und Interaktion: So lebt Print heute

Zielgruppenorientierung und Interaktion: So lebt Print heute

Von Pauline Herrle, 26. Februar 2024

Die Printflut hat in den letzten Jahren stark nachgelassen. Blattmacher:innen, die mutig genug sind, ein Printprodukt auf den Markt zu bringen, sind seltener geworden. Zwei Menschen, die diesen Mut trotz der schwierigen Lage aufgebracht haben, sind Stephanie Neureuter, Founder und CEO von PREMIUM MEDICAL CIRCLE, und José Redondo-Vega, Gründer der Münchner Agentur TAOS – the art of storytelling. Mit ihnen sprach Petra Schwegler, Expertin für Publishing-Themen beim MedienNetzwerk Bayern, bei unserem Digital-Event „Media Insights: Print lebt – nur anders!“ über Zielgruppen, Community Building und die zukünftige Rolle von Gedrucktem. 

Mit dem Health-Magazin PREMIUM QUARTERLY zeigte Gründerin Stephanie Neureuter ein Beispiel, wie Print auch anders geht. „Wir verknüpfen in unserem Netzwerk PREMIUM MEDICAL CIRCLE renommierte Ärzte mit einem herausragenden Angebot im Health-Bereich“, erzählte sie. Das Magazin richtet sich an ein anspruchsvolles Publikum, das Wert auf Qualität legt und sich einem gehobenen Lebensstil verschrieben hat. So gelinge es, eine diese wachsende Zielgruppe zu erreichen und ihr Zugang zu einem exklusiven Ärzte-Netzwerk zu verschaffen. Auch die Agentur TAOS von José Redondo-Vega setzt auf eine neue Herangehensweise: Sie zeichnet sich dadurch aus, für bestimmte Zielgruppen und Marken passende Geschichten zu finden und umzusetzen. Beispiele sind Triple A, das Stuttgarter Zeitung Magazin und MENsch.

Beispiel für ein funktionierendes Printprojekt: Das „Stuttgarter Zeitung Magazin"
Beispiel für ein funktionierendes Printprojekt: Das „Stuttgarter Zeitung Magazin“ | Quelle: TAOS – the art of storytelling

Zielgruppenorientierung als Schlüssel zum Erfolg im Printbereich

Im Gespräch mit Vernetzerin Petra Schwegler wurde deutlich: Im Printbereich kommt es heute vor allem auf die Definition einer Zielgruppe an. Denn: Nur so lassen sich Verbreitung und Auflagenzahl festmachen. „Es muss nicht immer eine riesige Auflage sein. Wichtig ist, dass sie für die Zielgruppe wertig ist“, so José Redondo-Vega. Für das Team um Neureuter standen folgende Fragen im Vordergrund: Was fehlt den Arztpraxen? Und was können wir für deren Patient:innen machen? Schließlich muss ein Printprodukt, das auf den Markt kommt, wohlüberlegt sein. Anlässe müssen gegeben sein, Vorgespräche geführt und detaillierte Zielgruppen festgelegt werden, um heute noch im Leser:innen- und Anzeigenmarkt überzeugen zu können.

Petra Schwegler, Stephanie Neureuter und José Redondo-Vega bei „Media Insights: Print lebt – nur anders!“
Petra Schwegler, Stephanie Neureuter und José Redondo-Vega bei „Media Insights: Print lebt – nur anders!“ | Quelle: Screenshot

Es muss nicht immer eine riesige Auflage sein. Wichtig ist, dass sie für die Zielgruppe wertig ist.

José Redondo-Vega, TAOS – the art of storytelling

Zunehmende Bedeutung von Interaktion und Community Building

Printprodukte stehen längst nicht mehr allein, sondern sind vielmehr Teil eines Verbundes, der für Nähe zu den Leser:innen sorgt. „Um mit ihrem Publikum zu interagieren, müssen Verlage heute über verschiedene Kanäle hinweg denken, darunter Social Media, Websites, Podcasts und Events“, erklärte die Frau hinter PREMIUM QUARTERLY. Diese Vielfalt an Kanälen ermögliche es Publishern, eine starke Marke aufzubauen und ihre Zielgruppe auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen. Der Fokus liegt darauf, eine Community aufzubauen, in der Verlage mit ihrem Publikum interagieren und ihnen Zugang zu einem Netzwerk bieten.

Printprodukte stehen längst nicht mehr allein, sondern sind vielmehr Teil eines Verbundes – so auch PREMIUM QUARTERLY.
Printprodukte stehen längst nicht mehr allein, sondern sind vielmehr Teil eines Verbundes – so auch PREMIUM QUARTERLY. | Quelle: PREMIUM MEDICAL CIRCLE

„Es geht aber auch klassisch durch den altbekannten Leserbrief“, erzählte José Redondo-Vega. Meist würden sich Menschen melden, die Verbesserungsvorschläge oder andere Meinungen haben. „Dann versuche ich durch eine schriftliche Antwort oder auch ein Telefonat mit den Lesern ins Gespräch zu kommen“, verriet der Agenturgründer. Wichtig sei nämlich, dass sie sich wahrgenommen fühlen.

Um mit ihrem Publikum zu interagieren, müssen Verlage heute über verschiedene Kanäle hinweg denken, darunter Social Media, Websites, Podcasts und Events.

Stephanie Neureuter, Founder und CEO von PREMIUM MEDICAL CIRCLE

Wie die zielgerichtete Vermarktung von Print gelingt

Natürlich muss auch die Vermarktung des Magazins zur gewählten Zielgruppe passen. Hier kommen die Werbungtreibenden ins Spiel. „Anzeigenkunden sind bei uns genau da, wo sie ihre Kunden vermuten“, beschrieb Stephanie Neureuter im Rahmen der Veranstaltung. Ihr Magazin, das sich vor allem auf Privatärzte und Kliniken fokussiert hat, liegt in Wartezimmern aus. Hier kann gerade für Medizinisches und Kosmetika passend geworben werden. Als Vermittler in der Akquise stehen vor allem die Chefredakteur:innen selbst. Sie sind es, die Brücken schlagen und ins Gespräch mit potenziellen Anzeigenkunden kommen.

Die Rolle von Print: Heute und Morgen

„Die Rolle als Publisher ist heute eine ganz andere“, meinte Stephanie Neureuter bei Media Insights. „Heute sind wir alles gleichzeitig: Marketing- und Medienmanager sowie Journalist.“ Wichtig sei vor allem ein Team, das gemeinsam an die Marke glaubt. „Das Engagement muss im Team zu jeder Tageszeit gegeben sein“, stimmte der TAOS-Gründer zu. Insgesamt sei die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren ein wichtiger Faktor, um in einer sich schnell entwickelnden und zunehmend digitalisierten Branche erfolgreich zu sein und langfristige Wettbewerbsvorteile zu erzielen. „Am wichtigsten ist es aber, stets offen für Anpassungen zu sein, neugierig zu bleiben und sich kontinuierlich zu hinterfragen“, so die Herausgeberin von PREMIUM QUARTERLY, „und dabei seine grundlegenden Werte für qualitativen Journalismus zu wahren.“

Was die Zukunft von Print betrifft, waren sich Stephanie Neureuter und José Redondo-Vega bei Media Insights einig: Die einzigartige Haptik, das Erlebnis eines gedruckten Magazins und die journalistische Qualität im Vergleich zu KI-generierten Texten bleiben unersetzbar. Denn: Menschen schätzen bewusst die Zeit, die sie für das Lesen einer solchen Publikation aufbringen. Print lebt also – nur eben anders!

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